Die Absurdität des Konvents. Studentenweisheiten V.

Veröffentlicht von am 11.11.2010, 13:59 | Kommentar

Immer diese Politiker! Denen trauen wir ja doch nichts mehr zu. Wir Studierenden machen das sicher alles besser. Ach, tatsächlich? Dann wollen wir uns doch mal unsere kleine, und noch ach so unverdorbene, Version der großen Politik ansehen. Namentlich das Studierendenparlament, auch Konvent genannt.

Konvent? Wer oder was ist denn das? Der Konvent, das ist ein demokratisches Gremium. In sogenannten Konvent Sitzungen setzen sich gewählte Studierende, die in Gruppen wie Jusos (Jung Sozialisten), GHG (Grüne Hochschulgruppe), RCDS (Ring Christlich Demokratischer Studenten), LHG(Liberale Hochschulgruppe) und Fachschaften organisiert sind, hin und wieder zusammen um mehr oder minder wichtige Entscheidungen über unsere Universität zu treffen. Wie so eine Sitzung aussieht? Das habe ich mich auch gefragt und mal eine besucht. Denn hier darf jeder vorbei kommen und zugucken. Transparenz ist eben wichtig. Dachte ich zumindest.

Doch der Reihe nach. Erst einmal beschlossen die Studierendenvertreter nämlich ein paar existenziell wichtige Dinge wie Rechtschreibfehler und Ziffernvertauschungen in der Geschäftsordnung. Oh ja, die Geschäftsordnung wurde mit viel Sorgfalt behandelt. Streng gesehen war das dann im Endeffekt auch das Einzige, was bei der Sitzung herausgekommen ist.

Immerhin müssen die armen Studierendenvertreter nun nicht mehr Nächte durch diskutieren. Klar, es war ihre Wahl sich für den Konvent aufstellen zu lassen. Aber um Mitternacht ist genug mit Hochschulpolitik. Deshalb gibt es jetzt eine zeitliche Begrenzung der Sitzungen. Im Prinzip eine recht selbstlose Geste. Denn die geschätzten 5 Studierenden, die pro Semester die Sitzungen besuchen, können dann ja auch früher nach Hause. Nett gemeint. Aber genau genommen hindert sie ja keiner daran zu gehen, wann auch immer es Ihnen gefällt. Auf diese Erläuterung hin, verließ der ein oder andere Gast, scheinbar dankbar für den Freibrief, ziemlich schnell die Sitzung.

Ein großer Fehler! Denn dies könnten die letzten Abstimmungen sein, bei denen man als Besucher noch Meinungen Leuten zuordnen kann. Wer ist dafür? – Handzeichen. Wer ist dagegen? – Handzeichen. Wer enthält sich? – Handzeichen. So sieht der Normalfall aus, oder sollte es zumindest. Wäre da nicht die Möglichkeit der geheimen Abstimmung. So viel zur Transparenz. Doch nicht dass die Studierendenvertreter ihre Meinung vor ihren Wählern verstecken wollen. Nein, nein, um die geht es ja gar nicht. Die Studierendenvertreter haben doch keine Angst vor einfachen Studierenden. Ihre eigenen Leute sind es, vor denen sie Angst haben. In der ein oder anderen Gruppe scheinen sich Einzelpersonen wohl ziemlich rechtfertigen müssen, wenn sie mal entgegen der Meinung der Gruppe abstimmen. Also lieber heimlich abstimmen. Das ewige Handgehebe ist ja auch wirklich lästig.

Doch nicht dass jetzt der Eindruck entsteht unser Studierendenparlament beschäftige sich nur mit Banalitäten. Nein, es ging auch um ernsthafte Angelegenheiten. Zumindest ein paar Minuten lang, bis diese vertagt wurden. Oder man feststellte, dass man für entsprechende Änderung, keinen Konvents Beschluss benötigt. Ein schlichter Anruf in dem zuständigen Büro reicht oft vollkommen aus.

Eines muss man den Studierendenvertretern aber lassen:  So eine Sitzung ist wirklich anstrengend. Um die abwechselnde Langeweile und Frustration zu vertreiben, brauchen selbst die Zuschauer schon mal den einen oder anderen Sekt. Oder Kaffee. Oder Beruhigungstabletten. Doch letzten Endes ist und bleibt der Konvent, neben dem Senator, nun mal das einzige demokratische Element, das uns Studierenden bleibt. Dieses Gremium hat nämlich das Recht höfliche Vorschläge an die Unileitung zu richten. Nun ja, das war es dann aber auch schon wieder. Nicht wirklich viel Macht, also. Nach einem Blick in den Konvent, stellt sich allerdings die Frage, ob das nicht auch gut so ist. Denn ein Studierendenparlament ist grundsätzlich wichtig, keine Frage. Doch im Moment bleibt nur ein Wort, das unseren Konvent beschreiben kann: Absurd.

Stichwörter: , , , , ,

Kategorie(n): , , , , ,

Dieser Artikel wurde verfasst von Sunita Sukhana.

Kommentar