Bei Anmeldung überweisen Sie bitte 200€.
http://www.managementconvent.uni-passau.de/?id=90#220
Zu dieser Veranstaltung wurde ich als studentische Senatorin eingeladen. Soll das ein Witz sein, fragte ich mich. „Bei Anmeldung überweisen Sie bitte 200€ auf folgendes Konto…“ Nachdem ich die erste Einladung ignoriert hatte, kam dann auch bald die zweite.
Eine offene Antwort:
Offener Brief an den ManagementConvent als Antwort auf die Einladungen zum Symposium „Zivilcourage – Mut zur Verantwortung“
„Sehr geehrte Damen und Herren,
Bereits zweimal fand ich ihre Einladung zum Symposium “ ZIVILCOURAGE – Mut zur Verantwortung“ in meinem Postfach. So sehr ich mich auch freue, als Studentische Senatorin eingeladen zu sein, um auf dieser internen Veranstaltung die Studierendenschaft zu repräsentieren, so sehr hatte ich auch guten Grund, diese beide Male abzulehnen.
Es ärgert mich doch sehr, mit welcher Selbstverständlichkeit erwartet wird, dass man als StudentIn 200€ für ein Symposium mit Gala-Dinner ausgeben kann. Ich versuche einmal, diese Summe Geld in einen realen Kontext zu stellen:
200€, das ist mehr als meine monatliche Miete.
200€, für diese Summe muss ich etwa 25Stunden arbeiten, als Hiwi an der Uni Passau sogar fast 30 Stunden.
200€, das entspricht etwa 80% des Geldes, das mir monatlich für meinen Unterhalt noch zur Verfügung steht. Ich bitte Sie, diese Relationen in Zukunft zu bedenken, wenn Sie studentische VertreterInnen einladen.
Denn ich gehe schwer davon aus, dass schlicht und ergreifend nicht daran gedacht wurde, welche Summe dies für Studierende darstellt; Ich möchte Ihnen kaum unterstellen, dass es die bewusste, dreiste Entscheidung war, jemanden einzuladen, von dem man ohnehin erwartet, dass er oder sie es ohnehin nicht bezahlen kann. Dieses Verhalten wäre nicht nur eine absichtliche Vorttäuschung davon, dass die Studierenden eingeladen wurden, sondern eine Respektlosigkeit, die ihresgleichen sucht.
Aber auch gerade dieses „Nicht-daran-Denken“ ist für mich doch sehr symbolisch, wie weit die universitären Gremien häufig von der Gruppe entfernt scheinen, die mit Abstand die Mehrheit an der Universität darstellt: Die Studierenden.
In meiner einjährigen Amtsperiode ist es das erste Mal, dass ich vom ManagementConvent direkt höre. Auf Ihrer Homepage beschreiben Sie sich „als Unternehmerplattform der Universität Passau an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis“. Ich bitte zu bedenken, dass gerade die Studierenden die Zukunft einer solchen Schnittstelle sind. Weiter heißt es, „Er fördert die Kooperation zwischen Studierenden, Absolventen und Wissenschaftlern mit Unternehmen und wirtschaftsnahen Institutionen.“ Ich sehe nicht, wie durch die Erwartung, 200€ zu zahlen, die Kooperation gefördert oder überhaupt erst ermöglicht werden kann.
„Bei Anmeldung überweisen Sie bitte 200€ auf Folgendes Konto…“ ist ein Satz, der das Thema ihrer Veranstaltung gut widerspiegelt: Mut. Denn der gehört sicherlich dazu, wenn Sie jemanden einladen, der sich den Beitrag offensichtlich nicht leisten kann.
Durch Kontakte weiß ich, dass die Studierendenvertretung vor einigen Jahren, damals unter Kanzler Dr. Karl August Friedrichs, heute Ehrenmitglied des ManagementConvents, noch umsonst eingeladen wurde. Gerne würde ich erfahren, mit welcher Begründung die studentische Vertretung heute mit dem hohen Betrag belastet wird.
Aus der allgemeinen Kasse des AStA/ SprecherInnen-Rates kann ich es als Einzelperson kaum zahlen; ich sehe es ethisch als nicht vertretbar, die für die Allgemeinheit bestimmten Gelder für einen – wenn auch interessanten – Abend auszugeben, an dem ich allein nur teilnehmen kann. Sinn der Stelle der/des studentischen SenatorIn ist es nicht, im Alleingang kostspieligen Veranstaltungen beizuwohnen.
Lange habe ich mich geärgert über diese Einladungen, und den kleinen Beisatz. Nun möchte ich, ganz im Sinne Aldous Huxleys handeln, wenn ich seine Worte von ihrer Einladungskarte zitieren darf: „Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.“ Ich möchte diesen Missstand nur ungern ignorieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Helena Bennett, studentische Senatorin“
Ihr Klaus Dirscherl“
Kategorie(n): Unkategorisiert
Dieser Artikel wurde verfasst von Helena Bennett.
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