Hört uns jemand?

Veröffentlicht von am 18.07.2011, 15:35 | 2 Kommentare

PM Studentische Mitbestimmung

Die studentische Senatorin, Helena Bennett, zweifelt die studentische Mitbestimmung offen an. „Nach einem Jahr im Amt kann ich sagen: Egal in welchem Gremium man sitzt, niemand nimmt uns ernst. Bei den Studienbeiträgen haben wir keine echte Widerspruchmöglichkeit, sondern sind auf die Güte der Unileitung angewiesen. In Senat und Hochschulrat werde ich nur belächelt. Generell scheinen wir für die oberste Leitungsebene stets eher ein Klotz am Bein zu sein, als eine Chance.“
Bennett hatte die Senatssitzung am Mittwoch, 13.Juli 2011 abrupt verlassen, nachdem eine Diskussion um den Rücktritt des ehemaligen Vize-Präsidenten Struck von keiner Seite gewünscht worden war. „Mir ist unklar, wie bei so einem Schritt einfach wieder zum Tagesgeschäft übergegangen werden kann.“
Der Senat entscheidet beispielsweise über Neuberufungen von ProfessorInnen-Stellen, neue Prüfungsordnungen. Derzeit hat die Studierendenvertretung nur eine von insgesamt elf Stimmen, ab dem kommenden Wintersemester wird eine zweite dazu kommen. „Dafür haben wir und viele Generationen von Studierendenvertretungen jahrelang gekämpft. Immerhin das geht voran.“ Dazu kommt aber auch eine weitere ProfessorInnen-Stelle.
Die Zusammenarbeit mit Medien und Öffentlichkeit sieht Bennett als Recht der Studierendenvertretung. „Wir müssen unsere Bedenken gegenüber den Medien äußern dürfen. Heute aber wurde mir nahegelegt, die Diskussion in den Medien schnell zu beenden, da es sonst unsere Schuld sein könne, wenn das Renommé der Uni beschädigt werden würde.“ Bennett sieht darin eine Erpressung. „Wieso sollen wir weiter so tun, als sei im Moment alles gut? Seit Jahren werden wir abgewiesen, wir sind stets die Letzten, die über universitäre Entwicklungen informiert werden. Wirkliche Mitbestimmung gibt es nicht. Die Medien sind für uns ein wichtiges Instrument, um schlussendlich auf diese Missstände hinzuweisen.“
Der anstehenden Präsidentschaftswahl versucht Bennett trotzdem weiter positiv gegenüber zu stehen. „Die Wahl sehen wir als letzte Chance, dass die vielen offenen Fragen in Zukunft geklärt werden. Prof. Freitag hat die Chance, Probleme klar zu benennen und Stellung zu beziehen. Nur war davon in der Senatssitzung leider bisher nichts erkennbar. Hoffentlich begreift er rechtzeitig, welches Potenzial die Studierenden für die Uni haben, und nutzt es, statt uns wie sein Vorgänger an der Nase herum zu führen.“
Am kommenden Mittwoch findet die Präsidentschaftswahl statt. Vize-Präsident Struck war dabei als Kandidat und in seiner Funktion als Vize-Präsident zurückgetreten, weil er die von der Uni eingeschlagene Richtung, insbesondere Technik Plus, nicht mehr mittragen wollte.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Helena Bennett.

2 Kommentare

  • Stellungnahme des Präsidenten Prof. Dr. Walter Schweitzer:

    Die studentische Mitbestimmung richtet sich nach dem Bayerischen Hochschulgesetz. Mit demnächst zwei studentischen Stimmen im Senat schöpft die Universität Passau diesen gesetzlichen Rahmen weiter aus als die meisten anderen Universitäten im Freistaat. Weil wir diese Beteiligung für wichtig halten und im Gegensatz zu Frau Bennetts Wahrnehmung sehr ernst nehmen. Zukünftig ist es außerdem möglich, dass Studierendenvertreter in der Kollegialen Leitung der Zentralen Einrichtungen beteiligt werden. Ab Oktober wird dies am Zentrum für Schlüsselqualifikationen bereits umgesetzt.

    Alle Senatsmitglieder werden ausnahmslos zur selben Zeit mit denselben Inhalten benachrichtigt, da gibt es klare, festgelegte Wege. Umgekehrt wundert es mich, dass Frau Bennett diese Wege nicht nutzt, um uns ihre Anliegen persönlich mitzuteilen. Die Studierendenvertretung hat das Recht, jederzeit von der Universitätsleitung gehört zu werden. Wir sind diesem Wunsch in jedem Semester oft mehrmals nachgekommen.

  • Und genau diese Antwort macht das unterschiedliche Bild klar: Es geht uns nicht darum, überall die Entscheidungshoheit zu haben, oder darum, dass wir im Senat nicht mitreden dürfen. Es geht uns darum, dass es keine Diskussionskultur gibt, dass wir im Senat nur belächelt werden (vielleicht sollte ich dabei, zugegebenermaßen, überlegen, ob es an mir liegt), dass die Unter-der-Hand-Absprachen und -Vermutungen ausgesprochen werden sollen, damit man gemeinsam eine Lösung findet.

    Es ist stets so, dass wir uns an die Unileitung wenden sollen, wenn wir ein Problem sehen; das Gegenteil ist nie der Fall. In diesen von uns initiierten Treffen werden dann mündliche „Könnte-sein-dass-vielleicht-eventuell“-Absprachen auf minimaler Informations- und Verbindlichkeitsbasis getroffen (und dieses Verfahren ist nicht nur aus studentischer Sicht kritisiert worden), von deren Umsetzung man nie wieder was hört, wenn man nicht selbst monatelang hinterher ist.

    Dass der Rahmen weiter ausschöpft ist, als an anderen Universitäten, ist bedingt richtig. In München und Bayreuth (Stand Januar 2011) haben die Studierenden ebenfalls zwei Stimmen, in Regensburg sogar drei. Vergleicht man dies zudem mit anderen Bundesländern sieht es wieder gar nicht so gut aus.
    Die Möglichkeit, in den zentralen Einrichtungen mitzuentscheiden hängt seit Jahren in der Diskussion, bis heute. Jedes Semester wird uns aufs Neue versprochen, dass es sich im kommenden ändert, und, falls es wieder nicht klappt, wird die Verantwortung ans Land weitergereicht.

    Wenn ich sehe, wie alles auf hochschulpolitische Bestimmungen gesetzt wird, wird mir klar woran es scheitert: Am Willen. Sicherlich gibt es Vorschriften, aber jede Vorschrift, und das wird jeder Jurist bestätigen können, kann je nach Absicht in die eine oder andere Richtung ausgelegt werden.

    Wenn Forschung an der Universität voran getrieben werden soll, müssen Veranstaltungen wie Studium Ideale nicht nur einmalige Aktionen sein, sondern im tagtäglichen Unileben integriert sein (dies haben wir auch seit der Vorstellung dieses Projekts immer wieder betont – bis heute kam dazu keine Antwort). Projekte und das universitäre Leben an sich können, wie ein Professor an der Uni richtig bemerkte, nur dann voran getrieben werden, wenn man sich gemeinsam an einen Tisch setzt, sich ernst nimmt, und ehrlich, offen und respektsvoll miteinander umgeht. Die „Sagt doch, wenn euch was nicht passt“-Mentalität reicht hier nicht aus.
    Wollen wir hoffen, dass sich dies mit dem Sommersemester 2011/12 ändert.

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