„An die Vernunft der Leute appellieren“: Zur WLAN Nutzung an der Universität

Veröffentlicht von am 19.02.2013, 20:49 | 3 Kommentare

2003 wurden die ersten drahtlosen Internetzugänge an der Universität Passau eingeführt. Heute stehen, dank steigender Nachfrage der Studierenden, campusweit ca. 110 Zugangspunkte (sogenannte Access Points) zur Verfügung, mit denen Studierende, Mitarbeiter und Gäste der Universität kostenlos auf das Universitätsnetz zugreifen und im Internet surfen können. Um eine möglichst reibungslose Nutzung zu garantieren, wird das System regelmäßig vom Rechenzentrum auf Fehlerquellen überprüft.
Trotzdem kam es gerade nach den Weihnachtsfeiertagen von Seiten der Studierenden zu Beschwerden über ausfallende oder langsame Internetverbindungen.  Warum dieses Problem erst einmal gelöst sein sollte und was die Studierenden selbst tun können um eine optimale Internetnutzung aller Beteiligten zu gewährleisten, erklärt Dr. Christian Rank, Leiter des Bereichs „Netzwerk und Telekommunikation“ am Rechenzentrum der Universität Passau.

Herr Rank, in der letzten Sitzung des IT-Beirats wurde angesprochen, dass es im Januar vermehrt zu Ausfällen oder Engpässen der WLAN Verbindung an der Universität gekommen ist.

Rank: Richtig, die Frage kam von der Studierendenvertretung. Ähnliche Meldungen wurden auch zuvor bereits von Benutzerseite an uns herangetragen.

Dabei besteht mit über 100 Zugangspunkten campusweit eine relativ hohe WLAN-Abdeckung an der Universität. Wie konnte es trotzdem zu diesen Engpässen kommen?

Rank: Es sind nicht generell Engpässe, sondern es besteht eine starke Nachfrage in einigen Bereichen, insbesondere in den Lesesälen der Bibliothek. Nehmen wir etwa die Zentralbibliothek: Hier scheinen sich die Studierenden wohl momentan intensiv auf Prüfungen vorzubereiten, da kann man schon mal weit über 100 Benutzer gleichzeitig auf den betreffenden Access Points zählen.

Prüfungen gab es auch in den letzten Semestern, damals scheint es aber nicht zu Ausfällen gekommen zu sein. Wieso wurden gerade jetzt Beschwerden gemeldet?

Rank: Wir sehen aktuell, dass die Nutzer das WLAN nicht mehr nur mit einem Laptop nutzen. Hinzu kommen vermehrt die Smartphones, wo das WLAN immer eingeschaltet ist. Offensichtlich hat das Christkindl letztes Weihnachten viel mehr Smartphones gebracht… Wir haben  im letzten Wintersemester bis zu 1.300 Geräte gemessen, die gleichzeitig eingebucht waren. Ein Access Point hat eine nutzbare Datenrate von etwa 30 MBit/s. Das heißt,  wenn in einem stark frequentierten Bereich 30 Nutzer drauf sind, bleiben für jeden im Schnitt 1 MBit/s übrig. Das aber nur bei optimalen Empfangsbedingungen, also wenn jeder direkt neben dem Access Point sitzen würde. Je weiter entfernt sich der Nutzer befindet, desto weniger Bandbreite steht ihm zur Verfügung.
Wir betreiben kontinuierlich eine Optimierung des WLAN, wir haben ein dauerndes Monitoring und eine Lastverteilung, bei der das System automatisch dafür sorgt, dass sich die Geräte nicht in einen vollen Access Point einbuchen, sondern in einen nicht so stark ausgelasteten. Seit wir das installiert haben, gibt es auch eine viel gleichmäßigere Auslastung. Aber es ist halt so, dass das WLAN für eine gewisse Nachfrage konzipiert wurde und wenn die sich stark erhöht, wie es jetzt der Fall war, dann müssen wir nachjustieren.

WLAN Nutzung an der Uni: Bis zu 1300 Geräte gleichzeitig

WLAN Nutzung an der Uni: Bis zu 1300 Geräte eingebuchte Geräte gleichzeitig (Stand: Januar 2013)

Ließen sich solche Probleme dann nicht dadurch vermeiden, dass man einfach weitere Access Points an der Universität aufstellt?

Rank: Ja, man kann natürlich mehr Access Points aufstellen. Das tun wir auch, wo es notwendig und technisch möglich ist. Beispielsweise haben wir in der Zentralbibliothek im Januar zwei weitere Access Points aufgestellt. Das kann man zumindest im 2,4GHz-Bereich, den die meisten etwas älteren Geräte nutzen, nicht unbeschränkt weiter treiben. Wenn ich in einem  Empfangsbereich mehr als drei Access Points aufstelle, dann stören die sich gegenseitig. Dann wird die Verbindung nicht besser, sondern schlechter.

In der Bibliothek ist die Internetverbindung jetzt aber wieder stabil?

Rank:  Ja, in den Lesesälen der Zentralbibliothek sollte es eigentlich kein Problem mehr geben, da sind jetzt insgesamt vier Access Points eingerichtet, die alles abdecken sollten.
Wenn man nicht darauf angewiesen ist, in einem bestimmten Lesesaal zu sitzen, dann kann man bei hoher Auslastung natürlich auch einfach schauen, ob nicht in einem anderen Bereich eine bessere WLAN Verbindung zu finden ist.

Gibt es auch Möglichkeiten, mit denen die Nutzer sich selber helfen können, wenn die Internetverbindung zu langsam ist?
Rank:  Ja, durchaus. Wir haben zum Beispiel bei Verkehrsmessungen festgestellt, dass viele Leute entgegen unserer Empfehlungen nicht unseren WWW-Proxy nutzen. Die direkten Internetverbindungen sind in der Bandbreite für Nutzer im Campusnetz und auch in den angeschlossenen Studentenwohnheimen beschränkt, damit die Arbeitsplätze hier an der Universität nicht „ausgebremst“ werden. Alles, was über den Proxy geht, ist dagegen nur durch die Bandbreite unseres Internetanschlusses (2x 100MB: Anm. d. Red.) limitiert. Damit dürften die Sachen, die studienrelevant sind, ohne Probleme laufen.

Eigentlich ist die Verbindung an der Universität ja sowieso nur zum Lernen gedacht, gibt es da Einschränkungen, wenn man das Netz für private Zwecke nutzt?

Rank: Wir schauen uns natürlich nicht an, was die einzelnen Benutzer bei uns im Netz machen. Wir arbeiten aber mit endlichen Ressourcen (hier die Netzwerkbandbreite) und müssen dafür sorgen, dass diese für die laut Benutzungsordnung des Rechenzentrums vorgesehenen Zwecke genutzt werden können. Ich denke, dass die Bandbreitenbeschränkung hier das beste Mittel ist, um trotzdem eine liberale Nutzung des Netzes zu ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass die Leute das vernünftig verwenden und im Großen und Ganzen klappt das auch.Wenn sich nur einzelne Nutzer etwa ein Video via Internet ansehen, ist das kein Problem, wenn es alle tun, schon. Die Bandbreitenbeschränkung sorgt dann dafür, dass man trotzdem noch vernünftig arbeiten kann.

Der Proxy hilft aber nur dabei die Bandbreitenlimitierung zu umgehen, das Problem, dass zu viele Nutzer auf einen Access Point zugreifen, ist damit noch nicht gelöst und es kann nur eine begrenzte Anzahl an Zugängen in einem Bereich eingerichtet werden. Gibt es trotzdem eine Möglichkeit, die Internetnutzung zu verbessern?

Rank:  Es gibt zur Zeit zwei verschiedene Frequenzbereiche für die WLAN Nutzung. Das eine ist das 2,4GHz-Band, das können im Prinzip eigentlich alle WLAN Geräte nutzen, die in Deutschland verkauft werden. Dann gibt es eine weitere Technik, das 5GHz-Frequenzband. Das können in der Regel nur neuere, nicht im Niedrigpreissegment angesiedelte Geräte verwenden.
Nun ist es so, dass die meisten Geräte, wenn sie sich ins WLAN einbuchen, nicht unbedingt die „beste“ Verbindung wählen, sondern die momentan stärkste. Wenn also ein Gerät an einen Access Point kommt und feststellt, dass 2,4GHz das Frequenzband mit dem stärksten Signal ist, dann bucht es sich da ein. Dann hat es aber eventuell Pech gehabt, weil da schon dreißig andere Leute eingebucht sind, obwohl das 5GHz-Band, wo der Empfang vielleicht ein bisschen schwächer ist, trotzdem das bessere wäre, weil da viel weniger Betrieb ist. Deswegen wäre unsere Empfehlung, dass die Nutzer, wenn möglich ihre Geräte auf das 5GHz-Band einstellen sollen. Das geht leider von Gerät zu Gerät sehr unterschiedlich.
Eine gute Nachricht ist, dass wir ab Mitte des Jahres eine Bandbreite von zwei mal 350 MB ins Internet haben werden, also gegenüber der jetzigen Situation das 3,5-fache. Dann wird auch die Bandbreitenbeschränkung für das WLAN entsprechend hochgesetzt. Nur das nützt natürlich wenig, wenn die Leute sich an einen Access Point setzten, der stark ausgelastet ist.

Das heißt, allein mit technischen Mitteln können diese Probleme  nicht vollständig gelöst werden, zumindest nicht ohne die Mithilfe der Nutzer?

Rank: Wenn jeder Nutzer die Empfehlungen in diesem Interview umsetzt und ansonsten eine gewisse Vernunft bei der Nutzung des Netzes walten lässt, sollten sich die Probleme in Grenzen halten. Wie gesagt, in Bereichen, in denen wir kontinuierliche Engpässe feststellen und die technische Möglichkeit der Aufstellung weiterer Access Points besteht, werden wir das WLAN auch weiter ausbauen.

Was können die Nutzer tun, wenn es trotz Ihrer Empfehlungen noch zu Problemen kommt?

Wenn es Probleme gibt, sind wir vor allem darauf angewiesen, dass wir von den Nutzern zeitnahe und detaillierte Problemmeldungen (per E-Mail an probleme@rz.uni-passau.de) erhalten. Das heißt, wir brauchen Antworten auf die Fragen: „Was funktioniert nicht?“, „Wie lautet die genaue Fehlermeldung?“, „Mit welcher Kennung hat sich der Nutzer eingeloggt?“ , “ Wo und zu welchem Zeitpunkt?“ Je detaillierter die Fehlermeldung, umso schneller und erfolgversprechender können wir dem nachgehen.

Links:
Konfiguration des WWW-Proxy in den gängigen Browsern:
http://www.rz.uni-passau.de/proxy_konfigurieren.html
Benutzungsordnung des Rechenzentrums:
http://www.rz.uni-passau.de/benutzungsordnung.html

Stichwörter: , , , , , , , , , , ,

Kategorie(n): ,

Dieser Artikel wurde verfasst von .

3 Kommentare

  • Sebastian Henneberg says:

    Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Ich musste heute feststellen, dass die Verbindungsgeschwindigkeit in der Bib-Lounge (grenzt an die Lesesäle) extrem langsam war. Der Ladevorgang für zwei Websites hat 10 Minuten gebraucht.

    Android-Smartphones lassen sich übrigens, sofern das 5GHz-Band unterstützt wird, sehr einfach dafür konfigurieren:
    Einstellungen -> WLAN -> klick auf Knopf unten rechts -> Erweitert -> WLAN-Frequenzsband
    (Settings -> Wi-Fi -> click bottom right button -> Advanced -> Wi-Fi frequency band)

    • Alexander Findeis says:

      „Knopf unten rechts“ ist vllt. nicht die beste Beschreibung für den Menu-Button. Bei mir wär das der Power-Button, bei meiner Freundin der Back-Button 🙂

      Das 5GHz Band benutzen ist aber wirklich das einfachste, sofern möglich. Anfang des Semester konnten wir im CIP über 2,4GHz gerade so 1MBit übertragen, während gleichzeitg bei 5GHz über 30MBit drin waren.

      Zum Proxy: Ich benutz den aber auch nicht wirklich. Das ewige Umstellen nervt einfach. Für diverse Browser gibts zwar Addons zum schnell Umschalten, aber alle anderen Anwendungen nutzen den auch nicht. Und jedes Mal wenn ich zwischen Uni und daheim wechsle das ganze System umconfen? Meh…
      Unter Android ist es zwar möglich die Proxy-Einstellung ins WLAN-Profil zu speichern, es wird aber direkt angezeigt, dass der dann nur vom Browser verwendet wird, und nicht von allen anderen Apps.

      • Christian Rank says:

        Auf Desktop-Betriebssystemen lässt sich bei den meisten Browsern die „Autoproxy“-Funktionalität nutzen (das ist auch so in der RZ-Anleitung beschrieben). Dann muss man auch nicht ständig umkonfigurieren, wenn man sein Gerät in verschiedenen Netzen betreibt.

Kommentar