Hochschulpolitik 2.0: Nachhaltigkeit

Veröffentlicht von am 15.06.2013, 16:37 | Kommentar

Passaus Campus ist grün – sehr grün sogar. Nicht zuletzt deswegen erhielt die Uni Passau im Jahr 2009 die Auszeichnung “Deutschlands schönster Campus”. Aber auch mit dieser Auszeichnung hat man Nachhaltigkeit nicht für sich gepachtet. Die Omnipräsenz des Begriffs Nachhaltigkeit hat zu einer Vielzahl an Interpretationen geführt. Während Nachhaltigkeit früher oft mit Ökologie oder Umweltpolitik gleichgesetzt wurde, assoziiert man heutzutage Begriffe wie Dauerhaftigkeit sowie verantwortungsbewusster und regenerativer Ressourcenverbrauch. Ein Nachhaltigkeitskonzept wurde von der Studierendenvertretung bereits wiederholt gefordert, in Auftrag gegeben wurde es bisher allerdings noch nicht. Aber auch ohne detaillierte Konzepte lässt sich an vielen Stellen ein nachhaltiges Denken und Handeln integrieren.

Panaromabild Campus

Speziell das Thema Energieverbrauch ist für eine Institution mit über 11.000 Angehörigen ein zentrales Thema. Geringerer Energieverbrauch bedeutet hierbei einerseits die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks, andererseits aber eben auch die Minderung von Ausgaben in relevanter Höhe. Trotz der vergleichsweise jungen Gebäude wurde in der Vergangenheit stetig in deren Instandhaltung, Sanierung und Dämmung investiert. Ein großer Energiefresser an der Uni sind Computer und deren Peripherie, welche oft Tag und Nacht laufen. Auch wenn sich diese in einem stromsparenden Stand By-Zustand befinden, lässt sich allein aufgrund der Masse an Geräten durch eine komplette Abschaltung noch eine Menge Energie einsparen. Demgegenüber steht natürlich der (Ressourcen-)Aufwand zur Installation einer solchen automatischen bzw. situationsabhängigen Abschaltung.

Neben der Energie werden zahlreiche weitere Ressourcen verbraucht – so beispielsweise Papier in den unzähligen Druckern und Kopierern. Aus diesem Grund verabschiedete das Studierendenparlament bereits vor drei Jahren die Nutzung von Recycling-Papier an den Campusdruckern. Eingeführt wurde das Recycling-Papier nach Verhandlungen mit dem Kopierzentrum schlussendlich lediglich in einem Campus-Drucker.

Nachhaltigkeit ist auch im Personal- und Verwaltungswesen von großer Bedeutung. Angestellte wollen sichere Jobs und Bezahlungen. Der Universität als Arbeitgeber sollte auf der anderen Seite auch viel daran liegen, das erfahrene Personal zu halten und stetig fortzubilden. Wenn es doch einen Personalwechsel gibt, macht sich Nachhaltigkeit durch eine ausführliche und saubere Dokumentation der Arbeit bemerkbar. Umso kürzer und einfacher die Einarbeitung, desto besser der Übergang für alle Beteiligten.

Ein nachhaltiger Lehrbetrieb lässt sich vor allem durch eine langfristige Bindung des Lehrpersonals sicherstellen. Lehrinhalte sollten sich beim Wechsel der Dozierenden nicht komplett ändern. Selbstverständlich müssen Änderung in Form von Aktualisierungen stattfinden. Diese sollten aber nicht abrupt, sondern kontinuierlich stattfinden. Auch inhaltlich setzt man sich mit dem Thema auseinander. So werden ethische und gesellschaftliche Aspekte und Auswirkungen im unternehmerischen Kontext im Gebiet der Corporate Social Responsibility (CSR) an der WiWi-Fakultät behandelt. An der FIM finden sich Themen wie Green Computing und Smart Grids im Lehrplan und den Forschungsprojekten. In einem Beschluss des Studierendenparlaments forderte man 2010 zudem die Einführung des Fachs Wirtschaftsethik.

Darüber hinaus lässt sich Dauerhaftigkeit auch im Bezug auf die Berufsaussichten der Absolventen messen. Studiengänge sollten also kontinuierlich auf eine nötige Nachfrage in der Wirtschaft geprüft werden. Studierende mit schlechten oder kaum absehbaren Berufsaussichten in ihrem Studienschwerpunkt lassen sich aus Perspektive der Nachhaltigkeit schwer vertreten. Mehr dazu im nächsten Artikel zum Thema „Technologieförderung und drohender Verlust des geisteswissenschaftlichen Profils“. Es wurden wieder einmal alle politischen Hochschulgruppen befragt:

Fragestellung

Wie definiert eure HSG Nachhaltigkeit an der Universität?

Antworten*

Juso HSG

Das Wort Nachhaltigkeit kann in zwei Richtungen gedeutet werden. Zum einen in der Bildung und andererseits im Bereich der Ökologie. Beide Seiten liegen uns sehr am Herzen. Zunächst wollen wir sicher gehen, dass das Wissen an unserer Universität nicht nur herkömmlich vermittelt wird, sondern auch zukunftsorientiert. Dadurch soll eine Art der Wissensvermittlung geschaffen werden, welche tiefer geht und zielgerichteter ist. Außerdem sollte auch an der Universität für einen umweltbewussten Umgang mit Ressourcen geworben werden, bei der jeder Student sowie auch die Universität seinen Teil beitragen muss. Hierbei spielt aber nicht nur der Energieverbrauch eine Rolle, sondern auch die Herkunft des Stroms.

Grüne HSG

In Zeiten globaler Ressourcenverknappung muss sich gesellschaftliches Handeln am Grundsatz der Nachhaltigkeit messen lassen. Universitäten als intellektuelle Zentren unserer Gesellschaft müssen hier beispielhaft vorangehen. Nachhaltigkeit bedeutet deshalb für uns Nachhaltigkeit in drei Bereichen: In der Lehre, in der Forschung sowie im technischen Bereich. In Forschung und Lehre muss der Nachhaltigkeitsgedanke integriert werden, so sollten Studiengänge durch Veranstaltungen mit Nachhaltigkeitsbezug aufgewertet werden. Im technischen Bereich ist der effiziente Umgang mit allen Ressourcen oberste Priorität inklusive dem Ausbau von Solarzellen auf den Universitätsdächern. Der Nachhaltigkeitsgedanke muss als Selbstverpflichtung und Leitbild in den Universitätsentwicklungsplan aufgenommen werden. Mit dem aufgrund unserer Initiative aktiven Arbeitskreis Nachhaltigkeit sehen wir einen ersten Schritt in die richtige Richtung.

RCDS

Nachhaltigkeit enthält den Glauben an Beständigkeit. Dies liegt uns als konservative Hochschulgruppe besonders am Herzen. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit darin besteht, dass eine Universität ihre Studenten so ausbildet, dass die ihnen mitgegebenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf Dauer Bestand haben. Auch die Organisation der Universitäten ist betroffen. Universitäten sollen nicht jedem neuen Trend, wie z.B. dem Gendering folgen, sie müssen überprüfen was sich bisher bewährt hat und diesen Werten treu bleiben. Natürlich kann eine Uni nicht blind sein für die neuesten Entwicklungen, gerade in Wissenschaft und Forschung, doch dürfen diese nicht unhinterfragt stehen bleiben.

Die Linke.SDS

Ökologische Nachhaltigkeit sollte zum Alltag der Universität Passau gehören. So sollte das Licht in leerstehenden Fluren und Räumen ausgeschaltet werden und Papierverschwendung sollte durch die Verfügbarkeit von Seminarliteratur auf StudIP, die auf dem Computer gelesen werden kann, vermieden werden. Der Begriff Nachhaltigkeit umfasst jedoch noch mehr. Wir setzen uns auch für nachhaltiges Lernen ein. Studierende sollten die Möglichkeit haben Themen zu verstehen und in ihr Langzeitgedächtnis einzubauen. Wir lehnen das Buliminielernen ab, bei dem die Studierenden nur lernen um bei der Klausur alles niederzuschreiben und dann für immer zu vergessen. Buliminielernen wird durch Zeitdruck und Verschulung gefördert. Wir möchten dieser Entwicklung entgegenwirken.Bachelor, Master,

Piraten HSG

Heizen mit Abwärme aus dem Hörsaal, Bio-Essen und regionale Produkte in der Mensa: dass Nachhaltigkeit Thema an der Universität ist, ist deutlich zu sehen. Das Prinzip findet sich allerdings nicht nur bei ökologischen Erwägungen. Auch die Ausrichtung der Universität muss diesem Prinzip folgen, durch zukunftstaugliche Studiengänge mit Blick auf die demografische Entwicklung und möglichst langfristig besetzte Professuren. Unter Nachhaltigkeit verstehen wir weitsichtige Entscheidungen auf allen Gebieten – für die Uni und unsere Gesellschaft. Hierbei sollten Studierende einen größeren Einfluss als bisher nehmen können, denn ein in jeder Hinsicht nachhaltiger Kurs braucht einen breiten Konsens in der universitären Gemeinschaft.

LHG

Wir sehen Nachhaltigkeit als dauerhaft anhaltende Verbesserung der Studienbedingungen für derzeitige und nachfolgende Studierende an der Universität. Wir setzen uns beispielsweise für eine Ausweitung der Dozentenstellen ein, damit bedarfsgerecht Seminare und Übungen angeboten werden können. Es darf nicht dabei bleiben, dass Studierende bei vielen Lehrveranstaltungen wegen Überfüllung abgewiesen werden und damit am Erwerb prüfungsrelevanter Scheine bzw. ECTS gehindert werden. So wird das Studium unnötig verlängert. Zudem muss durch ein entsprechend breites Angebot eine Obergrenze an Teilnehmern pro Seminar eingehalten werden, die von den Fachschaften in Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen festzulegen ist, da sonst die notwendige Lernqualität nicht vorhanden ist, die insbesondere für die BA/MA Umstellung dringend erforderlich ist.

Im nächsten Artikel der Reihe Hochschulpolitik 2.0 beziehen die politischen Hochschulgruppen Stellung zum Thema „Technologieförderung und drohender Verlust des geisteswissenschaftlichen Profils“.

(*) Reihenfolge in Rotation zum vorherigen Artikel.

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