Studentenleben ohne schlechtes Gewissen

Veröffentlicht von am 28.04.2015, 12:00 | Kommentar

Ruth Hellmich unterrichtet am ZfS das Seminar "Zeit- und Selbstmanagement"Besonders im Sommersemester lassen sich die Vorzüge des Studentenlebens genießen: Zwischen den Vorlesungen kann man sich auf der Innwiese sonnen, am Abend wird dort gegrillt. Hat man länger am Stück frei, fährt man an den Badesee oder macht eine Fahrradtour. Kurzum: Man genießt die Freizeit. Aber haben Studierende wirklich so viel Freizeit, oder sollte man in dieser Zeit eigentlich in der Bibliothek sitzen und sich auf die Klausuren vorbereiten? – Spätestens in der Prüfungsphase bereut der ein oder andere, nicht früher mit dem Lernen begonnen zu haben. Ruth Hellmich vermittelt in ihrem Seminar „Zeit- und Selbstmanagement“ wie man den Spagat zwischen Prüfungsvorbereitung und Freizeit meistert und wie man die Vorteile des Studentenlebens ohne schlechtes Gewissen genießen kann. Im Interview erklärt uns die studierte Juristin, warum sich gerade Studierende mit Zeit- und Selbstmanagement beschäftigen sollten und warum so viele Studierende unter „Aufschieberitis“ leiden.

ZfS: Warum ist Zeit- und Selbstmanagement gerade für Studierende so wichtig?

Die Herausforderungen für Studierende hinsichtlich Zeit- und Selbstmanagement sind groß. Erfolgreich im Studium ist man nicht nur, wenn man das Lernpensum bewältigt. Es muss auch in der vorgegebenen Zeit gelingen. Damit man langfristig genügend Motivation für das Studium hat und Gesundheit und Lebensfreude nicht zu kurz kommen, muss man für eine Balance zwischen An- und Entspannung sorgen. Studierende müssen Sport, Hobbies, Freunde und Familie vereinbaren. – Dies ist im Studium um einiges schwieriger als noch in der Schulzeit. Hinzu kommt, dass den Studierenden je nach Fachrichtung keine Tagesstrukturen vorgegeben sind. Sie müssen ihre Tages- und Lernplanung selbst übernehmen, was einigen große Schwierigkeiten bereitet. Nicht wenige Studierende leiden unter „Aufschieberitis“.

ZfS: Sie wollen in Ihrem Seminar also die weit verbreitete „Aufschieberitis“ bekämpfen?

Ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Studierenden hiermit ein Problem hat. Außerdem kann man nicht sagen, dass eine bestimmte Lernweise per se gut oder schlecht ist. Es gibt sicherlich Studierende, die „Quartalslerner“ sind und damit über die Fähigkeit verfügen, auf diese Weise lernen zu können. Diejenigen, die so nicht lernen können und wollen, und die den Stress in der Prüfungsphase reduzieren möchten, sollten lernen, ihre Zeit zu planen. In meinem Seminar vermittle ich zahlreiche Methoden und Werkzeuge, die bei diesem Schritt helfen.

ZfS: Das Studium ist die Zeit mit der meisten Freizeit und den meisten Freiheiten. Warum ist es trotzdem wichtig, seine Zeit zu planen?

 Es wäre in der Tat widersprüchlich, sogar paradox, zu empfehlen: „Planen Sie unverplante Zeit ein!“. Viele Studierende beklagen jedoch, dass sie sich häufig beim Lernen nicht richtig konzentrieren können. Andererseits können sie auch die Freizeit nicht unbeschwert verbringen, weil sie ein schlechtes Gewissen haben. In jeden Bereich wird etwas von dem anderen hineingetragen. – Das Studentenleben ist getrübt. Zeitplanung, Selbstorganisation und die Fähigkeit, abschalten zu können, können hier hilfreich sein.

 ZfS: Oft zieht sich die Prüfungszeit über mehrere Wochen hin. Was hilft, auch über Durststrecken hinweg nicht die Motivation zu verlieren?

Durststrecken können in Studium und Beruf immer vorkommen. Wir können ihnen aber zuvorkommen. In meinem Seminar besprechen wir Methoden, die über solche Phasen hinweghelfen. Wir müssen uns über den Grund des Motivationstiefs bewusst werden, damit wir nicht aus einer Tageslaune heraus ein wichtiges Ziel verwerfen. Ein Motivationsmangel kann aber auch bedeuten, dass wir in der jetzigen Situation unglücklich sind, und dass wir etwas ändern sollten. Deshalb sollten wir diese Motivationstiefs immer ernst nehmen und darüber reflektieren.

ZfS: Inwiefern ist Zeit- und Selbstmanagement auch im Beruf wichtig?

Zeit- und Selbstmanagement ist eine wichtige Säule für den beruflichen Erfolg und ein erfülltes Leben. Im Beruf müssen wir meist noch mehr Aufgaben parallel erledigen als im Studium. Zu einem erfolgreichen Berufsleben gehört es, Prioritäten festzulegen, sich Ziele zu setzen sich selbst organisieren zu können. Dies fällt umso leichter, je früher man sich mit Zeit- und Selbstmanagement beschäftigt hat.

ZfS: Sie haben selbst Jura und Psychologie studiert. Wie sind Sie in Ihrer Studienzeit mit Zeit- und Selbstmanagement umgegangen?

Bedauerlicherweise habe ich mich erst nach dem Jurastudium intensiver mit dem Zeit- und Selbstmanagement und mit Lerntechniken beschäftigt. Trotzdem habe ich im Studium immer Wert auf einen Ausgleich zwischen Lernen und Freizeit gelegt. In der Vorbereitungsphase auf das erste Juristische Staatsexamen habe ich jedoch zeitweise zu viel gelernt. Wäre ich damals mein eigener Coach mit dem Wissen von heute gewesen, hätte ich mir also geraten, auch während intensiver Lernphasen mehr Pausen zu machen.

ZfS: Wer sollte sich auf jeden Fall für Ihr Seminar anmelden?

 Das Seminar richtet sich an Studierende, die überprüfen möchten, ob sie ihr Selbstmanagement und ihre Lerntechniken verbessern können; an diejenigen, die sich Ziele setzen und diese erreichen wollen. Es richtet sich an Studierende, die sich über ihre Zeiträuber klar werden und diese in den Griff bekommen wollen. Generell sollten sich alle anmelden, die an Tipps für eine bessere Tagesstruktur und eine erfolgreiche Semester- und Studienplanung interessiert sind. Im Seminar kommen durch die Behandlung bewährter Methoden und Modelle, kollegialen Austausch mit anderen Studierenden und Kreativität so viele Ideen zur Sprache, dass erfahrungsgemäß für jeden etwas Wertvolles dabei ist.

ZfS: Vielen Dank für das Gespräch.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Zentrum für Karriere und Kompetenzen.

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