Bettina Nemeczek – Kulturwirtin, Führungskraft, Organisationsberaterin

Veröffentlicht von am 11.01.2016, 10:59 | Kommentar

Bettina Nemeczek, Dozentin am ZfSSie war für Mercedes Benz in Vietnam, Frankreich und der Türkei; mittlerweile ist sie als Beraterin selbständig und unterstützt Unternehmen wie Daimler und Renault-Nissan bei internationalen Projekten: Bettina Nemeczeks Lebenslauf entspricht dem Traum vieler BWL- und Kuwi-Studierender. Der Universität Passau bleibt die studierte Kulturwirtin dabei weiter verbunden: In ihren Seminaren am Zentrum für Schlüsselkompetenzen (ZfS) bereitet sie die Teilnehmenden auf das „Führen virtueller Teams“ vor. Wir haben Bettina Nemeczek zu ihrer Entscheidung befragt, Organisationsberaterin zu werden und wollten wissen, warum das Leiten standortverteilter Teams eine wichtige Schlüsselkompetenz der Zukunft ist.

 

ZfS: Frau Nemeczek, nach Ihrem Kulturwirtschaft-Studium in Passau waren Sie als Führungskraft bei der Daimler AG tätig. Wie sind Sie dazu gekommen, sich als Beraterin selbständig zu machen?

Bettina Nemeczek: Nach dem Einblick in vielfältige Bereiche des Konzerns wollte ich andere internationale Unternehmen kennen lernen. Mich interessierten neue Märkte, neue Kulturen und auch andere Formen der internationalen Zusammenarbeit. In der Zeit des DaimlerChrysler-Mergers habe ich zudem erlebt, wie die Wirksamkeit der internen Beratung an ihre Grenzen stieß. Auch wir Führungskräfte waren betroffen von Fragen wie „Wird meine Aufgabe bald in den USA ausgeübt werden?“ Unter diesen Voraussetzungen war es nicht einfach, die Post Merger-Integration in der Rolle der internen Beraterin zu begleiten.

ZfS: Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?

Nemeczek: Eigentlich alles. Ich genieße es, Menschen in unterschiedlichen Rollen und Kontexten kennenzulernen, ihnen zuzuhören und gemeinsam Lösungen auszuarbeiten. Das gilt für das Coaching von Einzelpersonen ebenso wie für die Begleitung von Teams und für die Gestaltung von internationalen Veränderungsprozessen oder Projekten.

ZfS: Im Jahr 2001 haben Sie den Praxisbericht „Mythos Kultur – Erfahrungen aus dem internationalen Fahrzeugprojekt“ veröffentlicht. Werden kulturelle Unterschiede im Unternehmenskontext Ihrer Meinung nach oft überbewertet?

Nemeczek: Ja und nein. Aus meiner Sicht besteht das Problem darin, dass insbesondere die nationalen Kulturunterschiede entweder als einzige Ursache für Konflikte betrachtet werden oder gar keine Berücksichtigung finden. Es gibt wenige fundierte Beratungsansätze oder Praktiken, die sowohl einen erweiterten Begriff von Kultur im Gepäck haben, als auch zusätzliche Perspektiven mit in den Blick nehmen, wie zum Beispiel ganz konkret das Geschäftsfeld, den Markt oder schlicht die Machtperspektive in Unternehmen.

ZfS: Am ZfS leiten Sie das Seminar „Führen virtueller Teams“. Warum sollten sich die Studierenden in diesem Bereich weiterbilden?

Nemeczek: Das Seminar „Führen virtueller Teams“ basiert auf Trainingskonzepten, die ich in internationalen Unternehmen und strategischen Kooperationen wie Daimler oder Renault-Nissan über Jahre hinweg konzipiert und weiterentwickelt habe. Die Herausforderungen sind immer wieder ähnlich: Wie erreichen Menschen aus unterschiedlichen Teilen eines oder mehrerer Unternehmen über Standorte, Hierarchiestufen, Berufsgruppen und Kulturen hinweg ein gemeinsames, meist strategisch gesetztes Ziel? Die Ressourcen sind oft knapp, was sich nicht selten in begrenzten Reisebudgets niederschlägt. Die verfügbare Technik an den Standorten ist unterschiedlich, ebenso die bevorzugte Wahl der Kommunikationsmedien. Im Gegensatz zu herkömmlichen Teams müssen sowohl die Aufgaben an sich, als auch das Team Building mit technischen Hilfsmitteln gestaltet werden. Oft lernen sich die Mitglieder über die gesamte Dauer des Projekts hinweg nie leibhaftig kennen. Menschen bei der erfolgreichen Zusammenarbeit über Standorte und Kulturen hinweg zu begleiten, ist eine wichtige Schlüsselkompetenz für Führungskräfte von heute und morgen.

ZfS: Welche Kompetenzen sind für das Management virtueller Teams nötig? Spielen kulturelle Unterschiede im Falle von virtuellen Teams eine besondere Rolle?

 Nemeczek: Die „Top 3“ der Erfolgsfaktoren für die gelungene Kooperation in virtuellen Teams sind Kommunikation, eine passende Aufgabenverteilung und ein transparentes und strukturiertes Vorgehen. Führungskräfte, die virtuelle Teams leiten, brauchen vor allem Einfühlungsvermögen. Sie müssen Empathie für die Persönlichkeiten, die kulturellen Hintergründe sowie für das jeweilige Selbstverständnis ihrer Teammitglieder aufbringen. Zudem brauchen sie ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten wie das „Zwischen-den-Zeilen-Lesen“; sie müssen kritische Themen antizipieren und aufnehmen können. Sie sollten unterschiedliche Perspektiven einnehmen können; dürfen dabei aber das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Auch die jeweiligen National-, Unternehmens- und Teamkulturen an den unterschiedlichen Standorten sollten nicht außer Acht gelassen werden.

ZfS: Bitte vervollständigen Sie folgende Sätze:

Ich bin zufrieden mit dem Seminar, wenn…

 Nemeczek: …die Teilnehmenden zufrieden sind. Besonders wichtig ist mir, dass ein Erkenntnisprozess darüber in Gang gekommen ist, dass das Thema „Führen virtueller Teams“ alles andere als trivial ist und dass es sich hierbei nicht nur um einen intelligenten Einsatz von Medien handelt.

ZfS: Und: Meine Seminare unterscheiden sich von anderen durch…

 Nemeczek: Meine Trainings sind praxisnah und berühren immer die Person in ihrer jeweiligen Rolle. Ich arbeite mit Lernimpulsen, Simulationen und Feedback.

 ZfS: Vielen Dank für das Gespräch.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Zentrum für Karriere und Kompetenzen.

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