Kommunikation und Gesprächstechniken als Basiskompetenz – Hannah Brunner im Gespräch
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – dieses bekannte Sprichwort bestätigt auch Hannah Brunner, Psychologin und Kommunikations-Coach. Frau Brunner hat an der Ludwig-Maximilian-Universität München Psychologie mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Organisationspsychologie, Systemische Beratung und Therapie (Familienpsychologie) sowie Klinische Psychologie studiert. Seit Anfang letzten Jahres ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr München und macht dort Projektarbeit im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Außerdem ist die Diplompsychologin freiberuflich bei der Agentur eo ipso Strategie & Entwicklung GmbH tätig. Seit Oktober 2015 arbeitet Sie als Trainerin am Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Universität Passau und gibt dort das Basisseminar „Kommunikation und Gesprächstechniken“. Wir haben mit ihr über die Beziehung zwischen Psychologie und Kommunikation und darüber, was Studierende in ihrem Seminar erwartet, gesprochen.
ZfS: Frau Brunner, Sie haben Psychologie mit den Schwerpunkten Wirtschaftspsychologie und systemische Beratung studiert. Warum ist Psychologie so wichtig, wenn man sich mit zwischenmenschlicher Kommunikation beschäftigt?
Hannah Brunner: Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen. In der Kommunikation geht es ständig darum, das Verhalten und Erleben meines Gegenübers einzuordnen und zu deuten, um danach zu versuchen, im Gegenzug mein eigenes Erleben möglichst verständlich zu vermitteln. Erfolgreiche Kommunikation steht und fällt also mit unserer Fähigkeit, in die Schuhe unseres Gegenübers zu schlüpfen – und wie wir wissen, fehlt uns dazu manchmal die Geduld, die Kapazität oder einfach die Bereitschaft. Das alles ist das Feld der Psychologie und sie bietet hier Erklärungs- und Lösungsansätze.
ZfS: „Es kommt im Wesentlichen auf den Inhalt an!“ ist einer der bekanntesten Mythen der Kommunikation, seit eine amerikanische Untersuchung herausgefunden hat, dass der Inhalt lediglich mit 7% zum Erfolg des Redners beiträgt. Wenn man sich also weniger stark auf Inhalt und Aussagekraft der Argumente konzentrieren soll, wo liegt dann der Fokus?
Brunner: Aus Albert Mehrabians Studie aus den 1960er Jahren wird häufig zitiert, dass Tonfall und Körpersprache 38 % bzw. 55% der Kommunikation ausmachen, der Inhalt also kaum Relevanz hätte. Tatsächlich hat er beobachtet, dass Menschen deutlich mehr auf Tonfall und Gesten achten, wenn diese mit den dazu gesprochenen Wörtern nicht übereinstimmen. In seinem Versuch drückten zum Beispiel gewisse Wörter Ablehnung aus, die Stimme dazu war aber freundlich. Was wir daraus ziehen können, ist weniger, dass der Inhalt keine Bedeutung hätte, sondern vielmehr Folgendes: Wir Menschen sind sehr gut in der Lage zu registrieren, wenn bei einem Redner keine Kongruenz zwischen den besagten Facetten besteht und dann schenken wir den Worten tatsächlich weniger Glauben als der Körpersprache und dem Tonfall. Es lohnt sich immer einen Blick auf all diese Facetten zu werfen und daran zu arbeiten, authentisch und glaubwürdig zu sprechen.
ZfS: Was lernen Studierende in Ihrem Seminar?
Brunner: Es geht mir in meinem Seminar vor allem darum, dass sich die Studierenden über ihre eigenen Neigungen und Routinen in der Kommunikation bewusst werden und dabei die ein oder andere Variante oder Technik mitnehmen, um ihren Handlungsspielraum zu erweitern. Meiner Erfahrung nach kann das von Person zu Person etwas ganz Unterschiedliches sein.
ZfS: Wie wenden Studierende das theoretische Wissen, das Sie (den Studierenden) vermitteln, in Ihrem Seminar praktisch an?
Brunner: Viele kennen das Zitat „Man kann nicht nicht kommunizieren“. Kommunikation ist immer da und damit immer praktisch. Den Großteil des Seminars sind meine Teilnehmenden also selbst gefragt, sich in unterschiedlichen kommunikativen Situationen zu erleben und zu üben.
ZfS: Warum sollten Studierende Ihr Seminar besuchen?
Brunner: Am Zentrum für Schlüsselkompetenzen werden viele wichtige Themen angeboten, „Kommunikation und Gesprächstechniken“ ist davon wahrscheinlich die Basiskompetenz schlechthin. Sich in der Disziplin der Kommunikation selbst einschätzen zu können und seinen Möglichkeitsspielraum zu erweitern, ist für das berufliche wie auch das persönliche Weiterkommen zentral. Ganz nebenbei kann das auch ziemlich Spaß machen.
ZfS: Was wünschen Sie sich für Ihr Seminar?
Brunner: Einer meiner prägendsten Dozenten sagte einmal, wenn er nicht gefragt wird, fühlt er sich nicht gefragt. Ich wünsche mir einen Austausch mit ausgeschlafenen, neugierigen Studierenden. Der Wunsch wurde mir in den bisherigen Seminaren allerdings auch immer erfüllt.
ZfS: Vielen Dank für das Gespräch!
Kategorie(n): Unkategorisiert, Zentrum für Karriere und Kompetenzen
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