Kritische Weihnachten. Studentenweisheiten VII.

Veröffentlicht von am 21.12.2010, 10:57 | Kommentar

Ich weiß, ich weiß. In drei Tagen ist Weihnachten und wir alle freuen uns nur noch darauf, die Uni-Unterlagen für ein paar Tage in Passau zu lassen und Nachhause zu fahren. Aber wieso nicht mal unter dem Weihnachtsbaum ein wenig über unser Studium reflektieren? Damals, kurz nach dem Abitur, was haben wir uns da von der Universität erhofft? Und was haben wir bekommen?

Die Universität ist ein Ort an dem man dem gewählten Fachgebiet auf den Grund geht. In dem man sich intensiv damit beschäftigt und sich seine eigenen Gedanken dazu macht. Das dachte ich zumindest einmal. Jetzt sehe ich mich vor einen Stapel voller Texten von großen Denkern. So weit, so gut. Doch meine Aufgabe besteht nun leider ist nicht darin ihre Thesen zu diskutieren und mir eine Meinung zu bilden. Nein, meine Aufgabe besteht darin, diese Thesen stur auswendig lernen. Da kommt die Frage auf: Ist das tatsächlich die Idee einer Universität? Oder war es nicht mal viel eher die Idee jeder Hochschullehre, die Dinge kritisch zu hinterfragen? Heute allerdings nehmen Studierende und auch Professor/innen viele Verhältnisse in unserer Gesellschaft einfach als gegeben hin.

Bleiben zwei Fragen: 1. Wieso ist das so? Und 2. Wenn der Schwerpunkt einer Universität nicht mehr auf der kritischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft liegt, worauf liegt er dann? In diesem Zusammenhang, möchte ich kurz die Ideen von drei aktuellen Autoren vorstellen:

Der Darmstädter Wissenschaftler Alex Demirovic hat versucht zu erklären, wie es dazu kam, dass an Universitäten nur noch Wissen reproduziert wird und keine neuen Ideen erarbeitet werden. Er fragt sich: Wer ist es denn, der an Universitäten studiert? Wie werden diese Leute ausgesucht? Erinnern wir uns kurz: Wir alle können uns, ob mit oder ohne BAföG, ein Studium mit den dazugehöreigen Studiengebühren leisten. Viele von uns mussten außerdem einen NC, eine gewissen Durchschnittsnote im Abitur, erreichen, um einen Studienplatz zu erhalten. Nun ist es aber leider in unserer Gesellschaft so, dass oft gerade diejenigen Erfolg in der Schulzeit und dem Studium haben, die aus einem gebildeten und wohlhabenden Elternhaus stammen. Klar, das ist nicht immer so. Aber es sieht heute leider so aus, dass die sogenannten „Privilegierten“ in der Gesellschaft große Teile der Universitäten bevölkern. So verlässt auch die wissenschaftliche Sichtweise häufig nie die Kreise der „Privilegierten“. Was entsteht ist ein Teufelskreis:

Emanuel Kapfinger und Thomas Sablowski gehen schließlich noch einen Schritt weiter. Sie fragen: Was ist denn die Aufgabe heutiger Universitäten? Was sie herausfinden, ist folgendes: Universitäten sollen sowohl technischen Fortschritt, als auch ausgebildete Arbeitskräfte für die Gesellschaft produzieren. Die Folge ist, dass nur noch gelehrt wird, was rentabel ist. Jetzt nützen vollkommen stumpfsinnige Arbeitsmaschinen der Gesellschaft aber reichlich wenig. Denn die soll ja nicht nur irgendwie funktionieren, nein, sie soll sich weiterentwickeln. Die Arbeitskräfte von morgen müssen also nicht nur absolute Profis in ihrem Fach sein. Sie müssen auch noch irgendwie menschlich sein. Sie müssen flexibel sein, kreativ, teamfähig und was noch so alles zu den sogenannten „Sozialkompetenzen“ gehört. Aber vorsichtig! Wenn Studierende anfangen selber zu denken, könnten sie sich ja beschweren. Kein Wunder also, dass die Wirtschaft nicht zu viel Geld in Leute stecken will, die am Ende vielleicht doch Künstler werden. Oder Systemkritiker. Oder Anhänger alternativer Lebensweisen. Also muss nach wie vor der Staat für unsere Ausbildung zahlen:

Aber hey, das ist eine gute Nachricht! Das heißt es gibt sie noch, die Möglichkeit kritisch zu hinterfragen. Lasst sie uns nicht ungenutzt lassen! Weihnachten ist eine Zeit um nachzudenken. Zum Beispiel darüber wie oft uns unsere Professor/innen eigentlich dazu anregen, eigene Theorien zu entwickeln. Darüber wie ausgeglichen an unserer Universität gelehrt wird. Darüber ob wir eigentlich glücklich sind mit unserem Studium, an unserer Universität, in unserer Gesellschaft. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

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Dieser Artikel wurde verfasst von Sunita Sukhana.

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