Gebt euer Geld aus!

Veröffentlicht von am 6.01.2011, 22:05 | 2 Kommentare

Der bayerische Wissenschaftsminister Heubisch hat sich ja schon vieles geleistet: Klar gemacht, dass es keine Verfasste Studierendenschaft geben wird, solange er im Amt sei, beispielsweise. Oder Panik gemacht, als es um Kürzungen an bayerischen Hochschulen ging. Aktuell ist er dabei, neue berufsbegleitende Studiengänge mit bis zu 2.000 € Studiengebühren einzuführen:

Gesetzentwurf der Staatsregierung zur Änderung des Bayerischen Hochschulgesetzes, des Bayerischen Hochschulpersonalgesetzes und des Bayerischen Hochschulzulassungsgesetzes

Wenn er nicht gerade Briefe schreibt.

Briefe, die lieber niemand außer den Hochschulleitungen zu Gesicht bekommen soll, da der Inhalt möglicherweise klarmachen könnte, dass Studiengebühren als solche eigentlich nicht in der Höhe nötig sind, wenn man sich einmal die Restmittelbestände ansieht.

Nach den Skandalen um Wikileaks ging vor wenigen Wochen die Homepage Bayernleaks (www.bayernleaks.de) online. Ihre erste Bekanntmachung: Ein eben solcher Brief Heubischs. Darin schreibt er unter anderem: „Um die politische Unterstützung für die Erhebung der Studienbeiträge in Bayern nicht zu gefährden, möchte ich aber im nächsten Jahr dennoch nicht von einem weiteren Ansteigen der Restmittel berichten müssen, sondern auf einen Abfluss der angesparten Reste hinweisen können.“

Und wer sind die Schuldigen der Restmittel? Die Studierenden, diese haben zu viel Mitspracherecht und machen es erst so kompliziert, das Geld auf den Kopf zu hauen.

„Die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit einer zügigen und zweckentsprechenden Verwendung der Studienbeiträge zur Verbesserung der Studienbedingungen sind mir sehr wohl bewusst.

Vor allem das komplexe Verfahren unter paritätischer Studierendenverteilung muss daher in Rechnung gestellt werden.

Auf gut deutsch: Liebe Unis, gebt euer Geld aus. Aber haltet die Studierenden da raus.

Während in München sich die Millionen stauen, hat Passau eher anderes im Sinn.

Gelder in Ecken zu stecken, bei denen es fraglich ist, ob sie in erster Linie zur Verbesserung der Studienbedingungen beitragen, oder bei denen es fraglich ist, ob wirklich die Mehrheit davon profitiert. Mieten wurden davon gezahlt, für Gebäude die auf Grund des doppelten Abiturjahrgangs nötig sind. Wieviel mehr Platz dadurch vorhanden ist? Zwei Seminarräume die jeweils maximal 15 Leute fassen.

Oder Hochglanzbroschüren herausgebracht, fürs ZfS zum Beispiel, während alle Welt doch nur noch Stud.IP benutzt. Oder eindeutig christlich-religiös orientierte Kurse am ZfS bezahlt.

Während einige Hochschulen also zumindest versuchen, das Geld so auszugeben, dass es tatsächlich die Lehre verbessert, hauen es andere auf Teufel komm raus auf den Kopf.

Und während die Hochschulen vor den angekündigten Kürzungen zitterten, schienen die Studiengebühren total deplatziert.

Es bleibt nur zu sagen: Lieben Dank, Herr Heubisch. Dass sie erneut auf die Frage aufmerksam machten, ob 500 Euro im Semester wirklich angebracht sind. Herr Mangold wird sich dann um die Antwort kümmern (siehe Pressemitteilung der ödp Bayern). Vielleicht hat er ja Erfolg, wie damals, als es ums Büchergeld ging.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Helena Bennett.

2 Kommentare

  • Susanne Brembeck says:

    Sehr geehrte Frau Bennett,

    als Geschäftsführerin des ZfS muss ich in Ihrem Artikel zwei Dinge richtig stellen: zum einen wird die Broschüre seit diesem Semester nicht mehr aus Studiengebühren, sondern aus allgemeinen Haushaltsmitteln bezahlt und dient vor allem zur Bekanntmachung des ZfS bei den Studienanfängern. Und zum anderen sehe ich es nicht als Verschwendung von Studiengebühren an, wenn wir vom ZfS Seminare für angehende Religionslehrer anbieten, die gut ausgebucht sind und ausnahmslos über Lehraufträge abgewickelt werden. Ich an Ihrer Stelle würde eher die Dreistigkeit Ihrer Mitstudierenden anprangern, die sich für Seminare anmelden und dann unentschuldigt nicht kommen, so dass auf diese Weise in fast jedem Seminar einige wertvolle Plätze verschwendet werden. Ich bin gerne bereit, Ihnen in einem persönlichen Gespräch nähere Details mitzuteilen.

    Freundliche Grüße
    Susanne Brembeck
    Geschäftsführerin des ZfS

  • Auf der Sitzung des Studienbeitragsgremiums wurde dieser Posten unter den Ausgaben vom letzten Jahr noch aufgeführt. Auch nach Kritik dieses Punktes unsererseits kam dazu nicht der Beitrag, dass dies nicht mehr aus Studiengebühren bezahlt würde, sondern lediglich der Hinweis wir sollten uns ja nicht beschweren, schließlich sei es gut solch eine Hochglanzbroschüre zu haben, um Drittmittel bei Sponsoren anzuwerben.

    Wenn dies ab diesem Semester nicht mehr der Fall ist, freut uns natürlich, dass unsere Kritik erhört wurde. Da uns dies jedoch nicht vorher symbolisiert wurde, konnte ich es nicht wissen und bitte um Verzeihung.

    Liebe Grüße,
    Helena Bennett

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