Made in Passau: headmates und shoemates (5 Euro Special)
Korruption, Intransparenz und Ausbeutung begleiten uns ständig in den Medien. Ein Grund, weshalb verschiedene Siegel wie z.B. FairTrade erfolgreich Einzug in den Handel genommen haben. Nicht nur Verbraucher sondern auch manche Unternehmer legen Wert auf verantwortungsvolles Handeln und fairen Umgang. Deshalb findet man in der Gründerszene immer öfter sog. Social Businesses. Social bezieht sich in diesem Kontext nicht auf Medien sondern auf soziale und ökologische Lösungen. Ein solches Social Business haben Marc und Obaid mit ein paar Kommilitonen vor eineinhalb Jahren mit headmates ins Leben gerufen. Aufgrund des Erfolgs und der Freude haben die beiden im Sommersemester im Rahmen des 5-Euro-Business Wettbewerbs ihr zweites Social Business shoemates gegründet – und damit den ersten Platz im Wettbewerb belegt!
Die Gründer Marc aus Hannover und Obaid aus Hamburg haben sich an der Uni Passau während ihres BWL-Masterstudiums kennen gelernt. Ihre erste Gründung headmates ist ein online-Shop für lokal gefertigte Strickmützen. Ganz im Sinne eines Social Business legt das Team bereits bei der Herkunft der Wolle großen Wert auf Fairness und Nachhaltigkeit. Bezogen wird diese vom peruanischen Projekt Mirasol mit dem Ziel eine wirtschaftliche Lebensgrundlage der Hirtenvölker zu sichern sowie Gesundheits- und Bildungszentren für Kinder zu errichten. In Passau angekommen wird die Wolle von den „Strickomis“ weiterverarbeitet. Dabei handelt es sich um Seniorinnen, die Freude am Stricken haben. Durch regelmäßige Strickveranstaltungen mit Kaffee und Kuchen kommen die Strickomis miteinander und dem jungen headmates-Team in Kontakt. Dies sorgt für Abwechslung und wirkt der Vereinsamung entgegen. Den Lohn für das Stricken spenden die meisten Strickomis freundlicherweise an soziale Einrichtungen.
Große Unternehmen haben mittlerweile eigene Angestellte und Abteilungen für den Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung – kurz CSR für Corporate Social Responsibility. Im Gegensatz dazu ist die soziale Verantwortung bei headmates Basis des Unternehmens. Eine transparente Wertschöpfungskette steht im Zentrum ihrer Arbeit. Außerdem sollen alle, die an der Wertschöpfung beteiligt sind, einen Nutzen daraus ziehen können.
Mit shoemates haben Marc und Obaid im Rahmen des 5-Euro-Business Wettbewerbs ihr zweites Social Business gegründet. Wie sich vermuten lässt, handelt es sich um einen online-Shop für Schuhe. Das Unternehmenskonzept unterscheidet sich jedoch grundlegend von headmates. Nach dem Motto „GET ONE, GIVE ONE“ garantiert das Team einen Schuh für Schulkinder in Afghanistan für jeden in Deutschland erworbenen Schuh. Marc erklärt: „Schuhe sind für die Kinder in Afghanistan unerlässlich. Schuhe schützen Füße vor Schnittverletzungen, Infektionen und Krankheiten. Für die Kinder in Afghanistan ist es schwierig zur Schule zu laufen, da die Straßen häufig uneben und schmutzig sind. Mit den passenden Schuhen soll den Kindern dabei geholfen werden ihre Füße zu schützen.“ Sowohl die Produktion als auch die Übergabe findet durch einen Partner direkt in Afghanistan statt. Während der gespendete Schuh auf die Bedürfnisse der afghanischen Bevölkerung angepasst ist, handelt es sich bei dem in Deutschland verkauften Modeschuh um den argentinischen Nationalschuh Alpargata . Die Fertigung des Alpargata findet nach ISO9001-Zertifizierung durch einen Partner in China statt. Der Kontakt zum Produzenten wurde durch die IHK hergestellt. Ein Besuch, um sich von den faire Produktionsbedingungen selbst ein Bild zu machen, ist bereits geplant.
Als Wirtschaftspate wurden sie durch Herrn Schlattl von der Hans Linder Stiftung beraten: „Wir kennen Herrn Schlattl schon seit den Gründungstagen von headmates und waren sehr erfreut, ihn noch einmal als Wirtschaftspaten gewinnen zu können und auf seinen Rat zu bauen.“ Zur Umsetzung haben die beiden Jungunternehmer vor allem viel Zeit gebraucht. Durchschnittlich investierten beide ca. 4 Stunden täglich in shoemates. Zusätzlich haben beide private Investitionen im vierstelligen Bereich getätigt. Auf die Frage, ob sie nach dem Wettbewerb weiter machen wollen, antwort Marc entschlossen: „Ja, definitiv!“.
Sowohl Mützen als auch Schuhe bekommen in Passau ihren letzten Schliff. Dazu gehören das Annähen der Knöpfe, die liebevolle Verpackung und der anschließende Versand. Damit beauftragen sie die Donauwerker GmbH, eine Einrichtung der Lebenshilfe, die Menschen mit psychischer Erkrankung in den Arbeitsmarkt einbindet. Hierbei geht es vor allem darum, Menschen mit Problemen und Erkrankungen zu unterstützen, indem man Struktur in ihren Tag bringt und ihnen Wertschätzung für ihre Tätigkeit entgegenbringt. Mit diesem letzten Schritt schließt sich die Wertschöpfungskette ihrer beiden Unternehmen.
Die Kollektionen sind auf den Homepages von headmates und shoemates zu finden. Der Katalog ist als Bildergalerie mit professionell anmutenden Fotos organisiert. Neben den Produkten wird der Herstellungsprozess durch Fotos und Videos veranschaulicht und erzählt. Passauer dürften auf den Bildern und Videos einige bekannte Locations erkennen. Die Shoemates-Kollektion kann man sogar auf Instagramm durchstöbern. Ergänzend zu den Homepages pflegen sie eine große Fanbase auf den Facebook-Seiten headmates und shoemates und versorgen die Fans regelmäßig mit Neuigkeiten.
Da leichte Schuhe und dicke Wollmützen sehr an Jahreszeiten gebunden sind, sucht das Team langfristig nach Produkten, die im ganzen Jahr getragen und genutzt werden können: „So wollen wir das ganze Jahr über Menschen helfen und unternehmerisch tätig sein.“ Derzeit berät man über den nächsten größeren Auftrag und die Deckung des Finanzbedarfs. Neben Kapital suchen die beiden Unternehmer auch noch Verstärkung für ihr Team im Bereich PR und Marketing. Bei Interesse einfach über das Kontaktformular melden. Die bisher gemeinnützig betriebenen Unternehmen sollen mittelfristig natürlich auch etwas Gewinn einfahren. Aktuell wird aber jeder Cent wieder in shoemates bzw. headmates gesteckt.
Die komplette Reihe Made in Passau
Teil 1 Made in Passau: GradeView
Teil 2 Made in Passau: Studentenflohmarkt
Teil 3 Made in Passau: Stomt
Teil 4 Made in Passau: unicato
Teil 5 Made in Passau: ONE LOGIC
Teil 6 Made in Passau: crealytics
Teil 7 Made in Passau: Campus Cup (5 Euro Special)
Teil 8 Made in Passau: your coin (5 Euro Special)
Teil 9 Made in Passau: Wohnraumkarte
Teil 10 Made in Passau: Thronboten (5 Euro Special)
Teil 11 Made in Passau: Campusbeauties (5 Euro Special)
Teil 12 Made in Passau: TouriSpo
Teil 13: Made in Passau: headmates und shoemates (5 Euro Special)
Kategorie(n): Existenzgründung, Nach dem Studium, Recruiting und Karriere
Dieser Artikel wurde verfasst von Abt. IV Transfer und Qualifizierung.
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