Erfolgreich in China: Gesicht wahren und Beziehungen pflegen

Veröffentlicht von am 28.05.2015, 16:01 | Kommentar

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien. Deutsche Unternehmen sind in dem ostasiatischen Land mit zahlreichen Joint Ventures oder Tochterunternehmen vertreten. – Studienabsolventinnen und -absolventen mit Kenntnissen der chinesischen Sprache und Kultur sind daher sehr gefragt. Kein Wunder, dass sich immer mehr Studierende für einen Auslandsaufenthalt in China entscheiden. Die Universität Passau vermittelt Studierende nach Peking, Chengdu und Shanghai. Hailan Liu hat in China und Deutschland studiert und arbeitet als Trainerin für Interkulturelle Kommunikation für das Passauer Unternehmen ICUnet. Am Zentrum für Schlüsselkompetenzen gibt sie ihr Wissen über die chinesische Kultur an interessierte Studierende weiter. Wir haben sie gefragt, worauf man im Umgang mit Chinesen besonders achten sollte.

ZfS: Frau Liu, auf welche kulturellen Besonderheiten sollten sich Deutsche im Kontakt zu chinesischen Kommilitonen und Geschäftspartnern einstellen?

 Deutsche und Chinesen haben ein sehr unterschiedliches Verständnis von Zeit und Terminen. Dies wird vor allem bei der Arbeit an gemeinsamen Projekten deutlich. Zudem kommunizieren Chinesen auf eine sehr viel indirektere Art und Weise als Deutsche.

ZfS: Welches Bild haben denn die Deutschen von den Chinesen, welches die Chinesen von den Deutschen?

 Bei den Bildern, die wir von anderen Nationen haben, handelt es sich meist um Stereotype, also um vereinfachte und verallgemeinerte Vorstellungen. Oft erweisen sich diese später als falsch. Die Deutschen denken, die Chinesen seien schüchtern, zurückhaltend und freundlich. Zudem haben sie die Vorstellung, dass Chinesen sehr ungewöhnliche Essgewohnheiten haben. Die Chinesen wiederum halten die Deutschen für kühl, distanziert, direkt und steif.

ZfS: Welche Konfliktsituationen ergeben sich hieraus?

 Grund für Missverständnisse ist oft der unterschiedliche Kommunikationsstil. Harmonie ist in China im Bereich der Kommunikation das oberste Prinzip. Kommunikation beruht dort auf den Regeln der Höflichkeit. Wichtig ist vor allem, dass man dem Gesprächspartner mit Bescheidenheit und Respekt gegenübertritt. Eine Besonderheit ist zudem das gegenseitige „Gesichtgeben“. Beispielsweise werden Kritik, Widerspruch oder Ablehnung nie direkt geäußert. Denn damit würde man seinem Gegenüber und auch sich selbst die persönliche Würde, das Gesicht, nehmen. Generell wird der indirekten Kommunikation in China ein sehr hoher Stellenwert beigemessen. Durch indirekte Ausdrucksformen wird die Harmonie in der Beziehung gewahrt.

ZfS: Welche Regeln sollten Deutsche im Kontakt mit chinesischen Geschäftspartnern also beachten?

In Deutschland ist der Sachbezug extrem ausgeprägt. Es wird vergleichsweise wenig Wert auf die Pflege von persönlichen Beziehungen gelegt; man kommt meist schnell zur Sache. Deutsche sollten sich bewusst werden, dass Small Talk mit Chinesen keine Zeitverschwendung, sondern für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sehr wichtig ist. Wer in China mitspielen will, muss Zeit für den Aufbau von Guanxi (Beziehung) mitbringen. Auf längere Sicht kann der personenbezogene Weg sogar schneller und effizienter zum Ziel führen als der rein sachbezogene.

Zudem ist das Hierarchiedenken in der chinesischen Gesellschaft weit verbreitet. Um die oben erwähnte Harmonie innerhalb einer Gemeinschaft zu bewahren, sind die Ordnung der Gesellschaft nach sozialem Status und die Einhaltung dieser Ordnung unerlässlich. Anerkennung von Über- bzw. Unterordnung und dementsprechendes Verhalten bestimmen das Zusammenarbeiten. Während in Deutschland Wert darauf gelegt wird, dass in Meetings jeder seine Meinung offen äußert und seine Fachexpertise einbringt, ist es in China wichtiger, dass die Harmonie und das Gesicht der Personen gewahrt werden. Vorschlägen des Chefs wird nicht offen widersprochen. Entweder man entschuldigt sich zuvor, dass man eine kleine Anmerkung machen möchte oder aber man sucht nach dem Meeting oder in einer Pause ein Gespräch unter vier Augen.

ZfS: Haben Sie Tipps für Studierende, die ein Auslandssemester in China planen?

Die Studierenden sollten sich vor Antritt des Auslandsaufenthaltes unbedingt über die kulturellen Besonderheiten informieren. Wenn man China richtig erleben möchte, sollte man sich zudem Grundkenntnisse der chinesischen Sprache aneignen. Man muss nicht fließend Chinesisch sprechen können, einfache Konversationen im Alltag sollte man aber führen können.

ZfS: Vielen Dank für das Gespräch.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Zentrum für Karriere und Kompetenzen.

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