Frauen eine Stimme geben: Afghanin Homeira Leopoldsberger engagiert sich Für Frauenrechte in Passau
Homeira Leopoldsberger ist in Afghanistan geboren und 1980 nach Deutschland gekommen. Seitdem setzt sie sich für die Rechte von Frauen deutschlandweit und in ihrer Wunschheimat Passau ein. Am 14. Januar plant sie eine Demonstration am Ludwigsplatz. Mit der Passauer Neuen Presse hat sie über ihre Heimat, Frauenbildung, Geschlechterverhältnisse und der anstehenden Kundgebung in Passau gesprochen:
Was macht eine Frau in Afghanistan, wenn sie zur Schule gehen und studieren möchte?
Die Taliban haben Frauen aus den Universitäten verbannt, Mädchen dürfen nur noch bis zur sechsten Klasse die Schulen besuchen. Seitdem solidarisieren sich auch viele Männer, obwohl ihnen Gefängnisstrafen und sogar Mord angedroht werden. Ich habe Bilder geschickt bekommen, auf denen Frauen und Männer zu sehen sind, wie sie gemeinsam demonstrieren. Man merkt, dass die Bevölkerung nicht mehr länger bereit ist, diese Unterdrückung mitzutragen.
Ist es etwas Außergewöhnliches, dass sich die Männer in Afghanistan so für Frauen einsetzen?
Ja, gemessen an der Qualität und Quantität, ist es ein totales Novum, dass sich Männer so massiv mit den Frauen solidarisieren. Männer verlassen demonstrativ die Universitätsgelände, zerreißen ihre Abschlusszeugnisse und beenden ihre Karrieren. Sie versuchen mit allen Mitteln die Taliban unter Druck zu setzen.
Und das funktioniert?
Ja, weil die Taliban in sich sehr zersplittert sind. Auf der einen Seite gibt es die Ultraradikalen und auf der anderen Seite die gemäßigteren Taliban, deren Töchter in Qatar studieren. Die Doppelmoral bringt sie zu Fall. Außerdem ist das afghanische Netzwerk weltweit sehr stark – das gab es noch nie.
Wie kann man den Frauen und Mädchen aus der Ferne am besten helfen?
Indem wir Frauen mit Hilfe von Demonstrationen eine Stimme geben. Am 14. Januar findet eine globale Demonstration für die Frauenrechte in Afghanistan statt. Das möchte ich auch in Passau umsetzen. Je mehr, desto besser. Das macht den Menschen in Afghanistan Mut. Es ist am wichtigsten, dass die Proteste publik gemacht werden, damit sich die zuständigen Ministerien verantwortlich fühlen und die Diplomatie walten lassen. Man muss endlich mit den Taliban verhandeln und die Gespräche nicht abbrechen.
Was passiert am Tag der Demonstration genau?
Wir starten um 14 Uhr mit einer Kundgebung am Ludwigsplatz und gehen dann in Richtung Residenzplatz. Die Demonstration wird circa zwei Stunden dauern. Ich wünsche mir, dass sich viele Passauer und Passauerinnen ans Herz fassen, an der Seite der afghanischen Frauen stehen und sich dem Protest anschließen. Wir leben in einem demokratischen Land und wissen am besten, wie stark sich Demonstrationen auswirken können.
Das Interview führte Anna Moreno Grupp / PNP
Stichwörter: Afghanistan, Demonstration, Frauenrechte, Gleichberechtigung, öffentliche Veranstaltung, Passauer Neue PresseKategorie(n): Internationales, Studierendenproteste, Veranstaltungen
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