Infowoche zu Sibirien: Informationen zum Auslandsstudium, Vorträge, Vernissage, Musik und kulinarische Spezialitäten an der Universität Passau

Veröffentlicht von am 27.02.2013, 15:32 | Kommentar

Organisiert durch die Initiative Perspektive Osteuropa fand vom 28. bis 31. Januar 2013 an der Universität Passau eine Reihe von gut besuchten Infoveranstaltungen zur Vielfältigkeit der sibirischen Region statt. Neben wissenschaftlichen Vorträgen zu Geschichte, Kultur, wirtschaftlichen Projekten und beruflichen Perspektiven in Sibirien, wurden auch Erfahrungsberichte über Aufenthalte in der Region angeboten. Eine Vernissage, bei der Bilder von Städten, Natur und Menschen in Sibirien ausgestellt wurden, sowie Musik und kulinarische Spezialitäten der Region waren ebenfalls Bestandteil der Infowoche. Unter den geladenen Referenten waren Experten der Wissenschaft und Praxis, sowie Vertreter der sibirischen Partneruniversitäten in Krasnojarsk und Tjumen.

Sibirien Woche Uni Passau: Stehempfang mit russischen SpezialitätenAls Vorgeschmack zur Infowoche lud die Perspektive Osteuropa am 22. Januar 2013 zum Film- und Leseabend mit Martin Ryšavý. Der tschechische Schriftsteller, Regisseur und Drehbuchautor stellte seinen neuen Sibirien-Roman „Dmitrij der Heiler“ (Vrač) vor. In Vrač wird in einem endlosen Monolog stalinistische Vergangenheit und postkommunistisches Chaos aufgearbeitet. „Ein Sibirien-Roman, in dem sich Sadomasochismus als historischer Materialismus vorstellt“, schrieb György Dalos über den Roman. Ryšavý wurde für Vrač bereits mit dem tschechischen Literaturpreis Magnesia Litera, sowie mit dem Bank Austria Literaris Preis ausgezeichnet. Die zweisprachige Lesung (tschechisch-deutsch) wurde von der Übersetzerin des Romans, Frau Kristina Kallert (Regensburg), moderiert. Autor und Übersetzerin stellten ausgewählte Abschnitte aus Originaltext und Übersetzung vor und beantworteten Fragen der Zuhörer zum Werk und zu Ryšavýs zahlreichen Aufenthalten und Erlebnissen in Jakutien. Ein Dokumentarfilm, den Ryšavý 2010 drehte, zeigte die faszinierende Landschaft und die Bewohner der Republik Sacha (Jakutien) im ewigen Eis der ostsibirischen See.

Am Montag, den 28. Januar begann die Infowoche mit einer Vernissage „Impressionen aus Sibirien“ im Foyer der Zentralbibliothek. Die Begrüßung und Einführung von Prof. Dr. Wolfgang Hau, Vizepräsident der Universität Passau, und Prof. Dr. Thomas Wünsch, wissenschaftlicher Leiter der Initiative Perspektive Osteuropa, stimmte die zahlreichen Teilnehmenden für die Besonderheit Sibiriens ein. Anschließend stellten die Studierenden Annika Heffter und Gabriel Deutscher die Ausstellung vor: In Fotos zeigen die beiden und drei weitere Passauer Studenten bzw. Absolventen ihre Eindrücke von Sibirien, welche sie während verschiedener Sibirienaufenthalte (Studium, Praktika, etc.) gesammelt haben Der Chor der Deutsch-Russischen Gesellschaft e.V. führte einige traditionelle russische Lieder auf und sorgte beim Stehempfang mit russischen Spezialitäten, wie u.a. Pirogi, Prjaniki und Suschki für gute Stimmung. 

Dr. Viktor Bruhl gab in seinem Vortrag am Dienstag, den 29. Januar einen Einblick in die Geschichte und Gegenwart der Deutschen in Sibirien. Dabei berichtete Dr. Bruhl über geschichtliche Hintergründe der Auswanderung der Deutschen nach Russland, deren Vertreibung während des zweiten Weltkriegs und deren Rückkehr nach Deutschland. Zudem bekamen die Zuhörer einen Einblick in die aktuelle Situation der in Sibirien lebenden Deutschen.

Sibirienwoche: traditionelle Lieder mit dem Chor der Deutsch-Russischen GesellschaftAm Mittwoch, den 30. Januar wurde die Veranstaltungsreihe mit einer Infoveranstaltung zum Auslandsstudium in Sibirien fortgesetzt. Als Gäste aus den sibirischen Partnerhochschulen der Universität Passau präsentierten Prof. Dr. Ljudmila Kulikova (Sibirische Föderale Universität, Krasnojarsk), und Prof. Dr. Sergej Kondratjev und Dr. Nadežda Dubiv (Staatliche Unversität, Tjumen) ihre Universitäten. Anschließend informierte die Stelle für Ostpartnerschaften über das Studium der Rechtswissenschaften in Sibirien, gefolgt von Erfahrungsberichten von Studierenden der Universität Passau (Gabriel Deutscher, Annika Heffter, Martin Hinderberger) über ihre Auslandstudienaufenthalte und Praktika in Sibirien.

In einem Vortrag zum Thema „Wirtschaftskooperation Deutschland – Sibirischer Raum“ beleuchtete Dr. Manuela Troschke vom Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg nicht nur die Deutsch-Russische Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher Ebene, sondern stellte auch Perspektiven des Arbeitsmarktes in Russland und speziell in Sibirien dar.

Vortrag: From Sibiria with LoveAm Mittwochabend stellten die Diplomkulturwirte Tim Mergelsberg (Geschäftsführer und Mitgründer des Unternehmens sagaan) und Colin Bertrand (Vertriebsleiter) ihre Firma saagan vor. Der Vortrag „From Siberia with love – Import von Naturprodukten aus Sibirien. (Wie) geht das?“ gab Einblick in die ökosoziale Wirtschaftskooperation zwischen Sibirien und Westeuropa. Das Unternehmen sagaan mit Standort in Sibirien ist Pionier auf diesem Gebiet und handelt mit hochwertigen Produkten aus Birkenrinde aus sibirischen Wäldern. Die beiden Kulturwirte berichteten über die Entstehung des Projektes und über den Produktionsprozess der Birkenrinde, dem „Plastik der Urzeit“. Die Zuhörer erfuhren, was bei der Ernte der Birkenrinde in sibirischen Wäldern zu beachten ist, wie das Material zu qualitativ hochwertigen Produkten verarbeitet wird und welche Probleme beim Transport nach Deutschland zu bewältigen sind.

Einer der wichtigsten Produzenten und Kooperationspartner sei dabei die Behindertenwerkstatt Istole, welche die beste Produktqualität liefere. Nach und nach versuchen sich die Unternehmer von Spendenabhängigkeiten zu lösen. Die ökosozialen Ansprüche stoßen dabei immer wieder auf die Realitäten der sibirischen Waldwirtschaft. Es sei nicht leicht, so Tim Mergelsberg, die einheimischen Produzenten vom ökologischen Ernten der Birkenrinde zu überzeugen. Dennoch soll sich das Wirtschaftsprojekt schon bald selbst tragen.

Den Abschluss der Sibirienwoche bildete am Donnerstag, 31. Januar, die Vorführung des Films „Ausgerechnet Sibirien“, der in komischer Weise das Aufeinanderprallen der deutschen mit der sibirischen Kultur anhand einer Dienstreise des deutschen Logistikfachmann Matthias Bleuel (Joachim Król) ins sibirische Kemerovo zeigt.

Organisiert und durchgeführt wurde die Infowoche zu Sibirien von der Initiative Perspektive Osteuropa – beheimatet am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen unter der Leitung des Lehrstuhlinhabers Prof. Dr. Thomas Wünsch – in Kooperation mit dem Akademischen Auslandsamt und der Stelle für Ostpartnerschaften der Universität Passau, mit freundlicher Unterstützung vom DAAD-Programm „Go East“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) – URL:http://goeast.daad.de/.

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Dieser Artikel wurde verfasst von Uni Passau Kommunikation.

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