Hochschulpolitik 2.0: eLearning
In der zweiten Ausgabe der Reihe Hochschulpolitik 2.0 widmen wir uns dem Thema eLearning. eLearning wird zumeist als Ergänzung zu regulären Lehrformen wie der Präsenzlehre genutzt. Die wachsende Beliebtheit großer amerikanischer eLearning-Portale wie Coursera und Udacity deuten jedoch an, dass Lehre zukünftig stärker im digitalen Raum stattfinden könnte. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat diesen Trend erkannt und baut seit einigen Jahren sein eLearning-Angebot mit der Virtuellen Hochschule Bayern stetig aus.
Bei Nennung des Begriffs fällt den meisten Angehörigen der Uni Passau spontan Stud.IP ein. Dies bildet mit seinem Veranstaltungsverzeichnis, Ablaufplänen, der Dateiverwaltung und den angeschlossenen Foren jedoch nur eine rudimentäre Plattform für elektronisches Lernen. Das im letzten Artikel bereits angesprochene ILIAS wird ergänzend eingesetzt, um interaktive Komponenten zu integrieren. Dazu gehören Bild- und Tonaufzeichnungen, Wikis sowie Fragebögen. Letztere werden beispielsweise für die Einstufungstests am Sprachenzentrum genutzt. Speziell für pädagogische und didaktische Lehrinhalte wird zusätzlich ein Moodle-System betrieben, um Lehramtsstudierende frühzeitig mit einem System vertraut zu machen, das an vielen Schulen seinen Einsatz findet. Der Überblick über die virtuellen Lehrangebote an der Uni Passau zeigt, welche Systeme derzeit verwendet werden.
Virtuelles Lernen bedeutet vor allem selbstbestimmtes Lernen. Großer Vorteil dabei ist die zeitliche Unabhängigkeit in einer Welt, die immer mehr Flexibilität von jedem Einzelnen abverlangt. Trotzdem oder gerade deswegen gibt es zahlreiche Skeptiker, die sich aus Gründen der Regelmäßigkeit oder der direkten Interaktion mit den Dozierenden für die Präsenzlehre aussprechen. Zu diesem durchaus kontroversen Thema wurden alle politischen Hochschulgruppen befragt:
Fragestellung
Wie soll sich das E-Learning Angebot an der Uni Passau entwickeln? Welche Ideen/Anträge wollt ihr umsetzen/stellen?
Antworten*
Piraten HSG
Von oben herab geplante E-Learning-Konzepte sind oft langwierige und aufwändige Projekte, sie werden den sehr unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Fachbereiche auch nicht gerecht. Wegen solcher Erfahrungen setzen wir uns nicht für die kostspielige Erstellung komplett neuer Softwaresysteme für E-Learning ein. Stattdessen wünschen wir uns Investitionen in die vorhandene, aber verbesserungswürdige Infrastruktur der Universität – darunter Stud.IP, Bibliothekskatalog, E-Book-Angebot und die zuletzt diskutierten Videoaufzeichnungen – und fordern eine einfachere Anerkennung von Studienleistungen über die Virtuelle Hochschule Bayern. Als technische Basis für neue Experimente bevorzugen wir bewährte Systeme wie MediaWiki und, wo möglich und sinnvoll, die Einbindung freier Lehrinhalte.
LHG
Der Ausbau des E-Learning soll verstärkt werden, schließlich entspricht es dem allgemeinen Bildungsauftrag einer Universität und ermöglicht allen Interessierten den Zugang zu Bildung. Lebenslanges Lernen wird stets von der LHG durch Anträge vorangetrieben. Zusätzlich zur Echtzeitübertragung von Vorlesungen setzen wir uns auch für das langzeitige Hochladen ausgewählter Veranstaltungen ein. Dauerhafte Verfügbarkeit der Lerninhalte laden alle Studierenden ein, nach individuellem Rhythmus zu lernen, z.B. rund um die Uhr, ohne von starren Stundenplänen oder unveränderlichen Vorlesungszeiten der Dozenten*innen abhängig zu sein. Lernen sollte möglich sein, wo immer man Zeit, Strom oder mobiles Internet hat, bei ununterbrochener Verfügbarkeit, ein Leben lang und ohne Lernhemmschwellen.
Juso HSG
Wir möchten E-Learning an unserer Universität ausweiten, da dies besonders Studierenden, die nebenbei jobben oder ein Kind versorgen zu Gute kommt. Das Angebot soll nach der Idee des Blended Learning ausgestaltet werden. Das heißt, dass die Materialien im Internet, seien es Skripte, Vorlesungsaufzeichnungen oder kurze „Erklärvideos“ optimal an die Lehrveranstaltungen unserer Universität angepasst werden und lediglich eine Ergänzung dazu darstellen sollen. Ein Ausbau des E-Learning Angebotes unserer Universität darf nicht zu Lasten der Veranstaltungen vor Ort gehen.
Grüne HSG
Die Grüne Hochschulgruppe ist der Meinung, dass das von der Universität Passau angeboten E-Learning Angebot das traditionelle Lehrangebot keinesfalls verdrängen darf. Es muss vielmehr ergänzend ausgebaut werden (vgl. unseren Beitrag zur letzten Fragestellung vom 13. Mai). Ein entscheidender Fokus beim Ausbau des E-Learning Angebotes sollte zudem auf dem barrierefreien Zugang zu Lehrmaterialien liegen. Auch ein faires und fakultätsübergreifend einheitliches Anmeldeverfahren zu Seminaren in Stud.IP wird von uns angestrebt. Besonders aufgrund der hohen Anzahl interdisziplinärer Studiengänge an unserer Universität sehen wir hier Handlungsbedarf. Wir sind zudem der Meinung, dass sämtliche Forschungsergebnisse unserer Universität, den Open-Access-Bedingungen folgend, frei im Internet verfügbar sein sollten.
RCDS
Der RCDS Passau e.V. begrüßt den Ausbau des E-Learning Angebotes an der Uni Passau. Die Nutzung neuer Medien auch im Lehrbereich der Hochschulen halten wir für unerlässlich. Der spätere berufliche Alltag fordert verstärkt von den Absolventen auch mit internetbasierten Medien zu lernen. Die Erweiterung des E-Learning Angebotes sollte von den Studierenden, aber auch von den Dozenten als zusätzliches Angebot verstanden und wahrgenommen werden. Dennoch darf das E-Learning Angebot nicht als Substitut für Lehrveranstaltungen dienen.
Die Linke.SDS
Wir unterstützen E-learning, da es ein selbstbestimmtes Lernen der Studierenden fördert und diese sich ihre Zeit frei einteilen können. E-learning kann allerdings keine gut strukturierte Vorlesung inklusive Skript ersetzen.
Im nächsten Artikel der Reihe Hochschulpolitik 2.0 beziehen die politischen Hochschulgruppen Stellung zum Thema Ökonomisierung der Hochschulen.
(*) Reihenfolge in Rotation zum vorherigen Artikel.
Stichwörter: Die Linke.SDS, eLearning, Grüne HSG, Hochschulpolitik 2.0, Hochschulwahl, Hochschulwahl 2013, Hochschulwahlen, Hochschulwahlen 2013, ilias, InteLec-Zentrum, Juso HSG, LHG, RCDS, Senat, Stud.IP, Studierendenvertretung, vhb, Virtuelles KlassenzimmerKategorie(n): Grüne Hochschulgruppe, Hochschulgruppen, InteLec-Zentrum, Juso Hochschulgruppe, Studierendenparlament, Studierendenvertretung, Studium
Dieser Artikel wurde verfasst von Wissenstransfer.
3 Kommentare
Wie großzügig sind denn die Fristen zur Einreichung der Beiträge?
Und wie klar sind die Aufforderungen verfasst? (d.h. steht drin wie lang max.?)
Gruß
Dominik
Die einzelnen Themen werden den politischen HSGs mindestens eine Woche vor Einreichungsfrist (bisher immer 8 Tage zuvor mitgeteilt). Somit bleibt genug Zeit die Themen bei den meist wöchentlichen Treffen zu diskutieren. Der jeweilige Artikel ging bislang immer einen Tag nach Einreichungsfrist online. Die Fragestellung ist unverändert im Artikel „abgedruckt“ und die maximale Länge klar definiert.
Im Zuge größtmöglicher Transparenz hier der Auszug aus der Mail:
„[…]
Fragestellung: Wie soll sich das E-Learning Angebot an der Uni Passau entwickeln? Welche Ideen/Anträge wollt ihr umsetzen/stellen?
Maximaler Umfang: 100 Wörter
Deadline: Samstag, 18. Mai um 14 Uhr
[…]“
Klingt fair und eigentlich machbar…..