Ausstellung: Prag durch das Objektiv der Geheimpolizei
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 observierte die tschechoslowakische Staatssicherheit (StB) zahlreiche Personen unter dem Deckmantel der Spionageabwehr. In den Akten der StB fanden sich ganze Fotoserien verfolgter „Objekte“. Das Institut zur Erforschung totalitärer Regime und das Archiv für Unterlagen der Staatssicherheit der Tschechischen Republik präsentieren diese Zeugnisse der Überwachung nun in einer Ausstellung. Die Bilder sind vom 28. Mai bis 13. Juni im Foyer der Zentralbibliothek der Universität Passau (Innstr. 29) zu sehen.
Zur Ausstellungseröffnung am 28. Mai um 20 Uhr im Foyer der Zentralbibliothek sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich willkommen. Zur Begrüßung wird Prof. Dr. Thomas Wünsch vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen sowie Schirmherr der Initiative „Perspektive Osteuropa“ sprechen. Über das Zustandekommen der Ausstellung, sowie die Formen der Überwachung und den Wert der Freiheit damals und heute diskutieren im Anschluss die Direktorin des Tschechischen Zentrums München, Dr. Zuzana Jürgens, und Michal Hroza vom Institut zur Erforschung totalitärer Regime Prag, das für die Konzeption und Produktion der Ausstellung verantwortlich ist.
Über die Ausstellung
Die präsentierten Bilder wurden ohne künstlerische Ambitionen aufgenommen. Größtenteils entstanden sie sogar, ohne dass der Fotograf den Fotoapparat ans Auge setzte. Um bei den überwachten „Objekten“ kein Misstrauen zu erregen, wurde der Fotoapparat unter dem Mantel, in einem kleinen Koffer oder einer Handtasche versteckt. Der Fotograf konnte nicht einschätzen, welche Motive er tatsächlich vor die Linse bekommen hatte. Die Bilder stellen daher außergewöhnliches Dokumentationsmaterial dar: Sie zeigen nicht nur den Alltag der Überwachungsopfer – darunter prominente Persönlichkeiten wie Kardinal František Tomášek, Regisseur Miloš Forman oder der britische Historiker Timothy Garton Ash – sondern dokumentieren auch die Atmosphäre Prags zu Zeiten der Normalisierung. „Diese Fotografien sind nicht nur ein stummes Zeugnis des gleichgeschalteten Umfelds der totalitären Gesellschaft und der überwachten „Objekte“ […], sondern gleichfalls eine deutliche Aussage über ihre anonymen Autoren“, schreibt die Historikerin Anna Pavlíková in der Ausstellung.
Ausstellung und Vernissage werden von der Initiative „Perspektive Osteuropa“ und vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen in Kooperation mit den Tschechischen Zentrum München und dem Bohemicum Regensburg/Passau veranstaltet.
Weitere Informationen über die Veranstalter:
www.uni-passau.de/perspektive-osteuropa
www.czechcentres.cz/munich
Stichwörter: Ausstellung, Foto, Prag, Prager Frühling, ZentralbibliothekKategorie(n): Veranstaltungen
Dieser Artikel wurde verfasst von Uni Passau Kommunikation.
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