„Karpfen oder Würstchen?“ – Lehramtsstudierende erleben interkulturelles Lernen in Tschechien

Veröffentlicht von am 18.12.2013, 19:09 | Kommentar

Lehramtsstudierende erleben interkulturelles Lernen in TschechienBayerische Schulen spiegeln den demographischen Wandel in der Gesellschaft besonders deutlich wieder: Von ca. 1,4 Millionen bayerischen Schülerinnen und Schülern haben ca. 12 % einen Migrationshintergrund. Der Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Universität Passau unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Seibert legt deshalb seit vielen Jahren einen Schwerpunkt seiner Projektarbeiten auf die Kooperation und Erforschung interkultureller Unterschiede und Gemeinsamkeiten. In Zusammenarbeit mit dem Germanistischen Institut der Südböhmischen Universität in Ceske Budejovice wird derzeit das knapp zweijährige Projekt „PActIKum“, das von der Euregio genehmigt und mit EU-Mitteln gefördert wird, zum interkulturellen Kompetenzerwerb bei Lehramtsstudierenden durchgeführt.

Im Rahmen eines theoriegeleiteten Studienseminars an der Universität bildet Dr. Doris Cihlars, Akademische Rätin am Lehrstuhl für Schulpädagogik, zunächst eine Gruppe von Studierenden aller Schularten aus, vermittelt Grundlagen interkulturellen Lernens, sensibilisiert für mögliche Probleme in der Schule und präsentiert praktische Anwendungsbeispiele interkultureller Schularbeit, vor allem in Bezug auf Tschechien. Anschließend können die Studierenden ihr grenzüberschreitendes Wissen in einer zweitägigen Studienfahrt an die Partneruniversität in Ceske Budejovice und bei tschechischen Schulbesuchen überprüfen.

In diesem Semester stand die Exkursion der Passauer Studierenden nach Ceske Budejovice ganz im Zeichen der deutschen und tschechischen Weihnacht. Inmitten universitärer Kurseinheiten über deutsch-tschechische Kulturstandards, Stereotype und Vorschläge der interkulturellen Begegnung konnten sich die deutschen Studierenden mit ihren tschechischen Kommilitonen über Weihnachtsbräuche beider Nationen und ihrer Ursprünge austauschen, ihre ersten Tschechisch-Kenntnisse auf dem Weihnachtsmarkt testen und typische Speisen und Gerüche der böhmischen Küche kennenlernen. Die Leiterin des Germanistischen Instituts, Dozentin PaedDr. Hana Andrášová, Ph.D., hatte für die deutschen Gäste noch eine besondere Überraschung vorbereitet: Im Beisein des Dekans der Pädagogischen Fakultät Mgr. Michal Vančura, Ph.D., lud sie mit ihrer Studierendengruppe zu einer typisch tschechischen Weihnacht an die Universität ein, bei der als traditionelles Gericht Karpfen mit Kartoffelsalat serviert und eine Fischschuppe des Karpfens als Glücksbringer für das kommende neue Jahr verteilt wurden. Im Gegenzug berichteten die deutschen Studenten von der Herkunft des Adventskranzes aus Deutschland, von Würstchen, Kraut und dem Bleigießen am Silvestertag, bevor gemeinsam traditionelle Weihnachtslieder angestimmt wurden, die sowohl in Deutschland als auch Tschechien gesungen werden.

Einen besonderen Höhepunkt des Studienaufenthalts bildeten die praxisorientierten Schulbesuche der deutschen Lehramtsstudierenden, bei denen sie den Unterricht an einer Grundschule und an einem Gymnasium in Ceske Budejovice im Fach Deutsch hospitieren durften, Lehrkräfte zu Unterricht und Stoffvermittlung befragen konnten und tschechische Weihnachtstraditionen im Klassenzimmer miterleben durften. Eingebunden in den Unterricht beantworteten die Studierenden die vielen Fragen der tschechischen Schüler und begleiteten sie tatkräftig bei verschiedenen Übungen zum Thema Weihnachten. Die Fortführung des Euregio-Projekts „PActIKum“  findet im kommenden Sommersemester an beiden Universitäten statt, wobei die Lehramtsstudierenden ihre theoretischen Kenntnisse zur Interkulturalität in der Schule weiter vertiefen können und die tschechische Studierendengruppe zum praktischen Studienaustausch nach Passau kommen wird.

Doris Cihlars, Lehrstuhl für Schulpädagogik

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Dieser Artikel wurde verfasst von Uni Passau Kommunikation.

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