Erfahrungsbericht über unternehmerisches Scheitern und Wiederaufstehen im Gründercafé

Veröffentlicht von am 19.05.2015, 13:42 | Kommentar
Stories about Failure and Success

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Am 06. Mai 2015 fand in den Räumen der IHK Niederbayern im Rahmen des Gründercafés die erste Passauer „Fuck-up-Night“ statt. Dieses Format wurde vor einigen Jahren in der mexikanischen Start-Up-Szene etabliert und hat sich seitdem rasant über den Globus verbreitet. Es bietet Entrepreneuren eine Plattform, um sich über das Scheitern und Wiederaufstehen auszutauschen, das in Deutschland immer noch sehr wenig Anerkennung findet. Carlos Garcia, Absolvent der Universität Passau teilte eine solche persönliche Geschichte mit den rund 25 Zuhörerinnen und Zuhörern.

Nach einem Grußwort von Manuel Klement, Gründungsberater der IHK Niederbayern, führte Gründercafé-Initiator Dr. Achim Dilling mit einem Impulsvortrag in die Thematik ein. Der Wert des Scheiterns, so Dr. Dilling, werde in unserer Gesellschaft systematisch unterschätzt. Es werde fälschlicherweise oft mit Verlieren gleichgesetzt. Dabei sei das Scheitern eine elementare Voraussetzung für die erfolgreiche Suche von Unternehmern nach nutzbringenden Lösungen für ihre Kunden. Auch jeder misslungene Versuch bringe ihn der Lösung näher. „Aus Schaden wird man klug“, betonte Dilling. Das Wissen darüber, was nicht gehe, sei deshalb ebenfalls wertvoll.

Carlos Garcia, Absolvent der Universität Passau und erfolgreicher Entrepreneur

Carlos Garcia, Absolvent der Universität Passau und erfolgreicher Entrepreneur

Daran anknüpfend berichtete Carlos Garcia in einer sehr persönlichen Art und Weise über seine Erfahrungen als junger Entrepreneur. Geboren in Venezuela, einem zerrütteten Land voller Gegensätze mit wenigen Perspektiven für junge Menschen, lernte er früh, dass er nur mit Mut und Vertrauen in sich etwas bewegen kann und beschloss 2002 nach Deutschland zu kommen. Er wollte sich unternehmerisch ausbilden lassen, um nach einer späteren Rückkehr in sein Heimatland ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Doch es kam wie so oft anders. Durch vielfältige Praktika, die er neben seinem Studium der Kulturwirtschaft absolvierte, baute er sich ein weitreichendes Netzwerk an Mentoren und potentiellen Geschäftspartnern auf. Noch während seines Studiums begann er erste unternehmerische Ideen umzusetzen, die vom Import venezolanischer Kakaobohnen bis hin zur Herstellung dekorativer Tragetaschen für „den Schönfelder“ (die Gesetzessammlung für Juristen) reichten.

Kurz vor dem Durchbruch stellte sich ihm der deutsche Gesetzgeber in den Weg, der seinerzeit die Gründung von Unternehmen durch Nicht-EU-Bürger faktisch verbot. Doch Garcia gab nicht auf. Er holte sich deutsche Partner ins Boot, ließ die Geschäfte von ihnen führen und zog im Hintergrund die Fäden – mit ersten Erfolgen. Der bekannteste dürfte wohl der bis heute beliebte Passauer Mädelsflohmarkt sein, bei dem der Andrang oft so groß war, dass Interessentinnen vor dem Zeughaus Schlange stehen mussten. „Dieses Bild hat sich fest in mir eingebrannt. Es war eines dieser beglückenden Erfolgserlebnisse, die mir zeigten, dass ich als Unternehmer erfolgreich sein kann“, so Garcia.

Hr. Klement, IHK Niederbayern und Dr. Dilling, Initiator des Gründercafés

Hr. Klement, IHK Niederbayern und Dr. Dilling, Initiator des Gründercafés

Diese schlechten Zeiten ließen leider nicht lange auf sich warten. Die Flut, Differenzen mit seinen Geschäftspartnern und gesundheitliche Probleme stürzten ihn 2013 in eine tiefe geschäftliche und persönliche Krise. Seine Weg aus diesem Tal verglich er augenzwinkernd mit dem des Boxers Rocky Balboa und zitierte aus dem gleichnamigen Film: „Keiner kann so hart zuschlagen, wie das Leben. Aber der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann, es zählt bloß, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weiter macht. Nur so gewinnt man!“

„Etwas“ sei in seinem Leben gescheitert, fügte Garcia hinzu, nicht jedoch er selbst als Person. Erfolg führe oft über Umwege und hänge vom richtigen Moment ab. „Scheitern tut zwar weh“, so schloss er seinen Vortrag, „aber es gehört zum einfach zum Leben. Es sind die Steine auf der Straße zum Erfolg, die man überwinden kann, wenn man den unbedingten Willen dazu hat. Probieren Sie es einfach aus. Wird schon schief gehen.“

 

Carlos Garcia wohnt seit 2013 mit seiner Frau und seiner Tochter in München, wo er als Entrepreneur zwei erfolgreiche IT-Start-Ups führt. Das Verbot zur Gründung von Start-Ups durch Nicht-EU-Bürger wurde 2013 aufgehoben.

 

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Dieser Artikel wurde verfasst von Abt. IV Transfer und Qualifizierung.

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